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Siegemund setzt Wimbledon-Märchen fort - Topfavoritin wartet

06.07.2025, 19:07

Laura Siegemund warf ihren Schläger in die Luft, schüttelte ungläubig den Kopf und formte mit den Händen ein Herz für die Zuschauer. Die 37-Jährige hat bei ihrem märchenhaften Lauf in Wimbledon auch den Wetterkapriolen mit Gewitter und Regen getrotzt und erstmals in ihrer Karriere das Einzel-Viertelfinale beim Rasen-Klassiker erreicht. Dank einer abgeklärten Leistung setzte sich die Schwäbin in der Runde der besten 16 gegen die Außenseiterin Solana Sierra aus Argentinien mit 6:3, 6:2 durch.

Nun steht sie gegen die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka vor der schwerstmöglichen Aufgabe. «Sie ist eine der großartigsten und aggressivsten Spielerinnen, die wir haben», sagte Siegemund. «Das einzig Gute an dem Match ist, dass ich absolut nichts zu verlieren habe.» 

Auf dem Platz zeigte sie sich überwältigt von ihrem Erfolg in dem Spiel, in das sie erstmals bei diesem Turnier als Favoritin gegangen war. «Das war mein schwierigstes Match. Ich bin einfach super happy», schwärmte Siegemund in ihrem Interview auf dem Platz.

Freund und Trainer: «Sie soll es nun einfach genießen»

Bei der Erwähnung ihres Alters als älteste verbliebene Spielerin spendete das Publikum einen Extra-Applaus für Siegemund. «Das ist nicht oft, dass man so ein Kompliment dafür bekommt, dass du alt bist», sagte sie lachend. Siegemund ist die älteste Spielerin, die in der Geschichte des Profitennis ihr erstes Wimbledon-Viertelfinale erreichte.

Nach ihrem Triumph herzte sie ihren Freund und Trainer Antonio Zucca, der auf der Tribüne saß. «Wir haben das überhaupt nicht erwartet, als wir hierhergekommen sind», sagte der Italiener der Deutschen Presse-Agentur. «Sie soll es nun einfach genießen.» Dabei ließ sich Siegemund auch von zwei längeren Regen-Unterbrechungen nicht aus dem Konzept bringen.

Sie ist jetzt Mitglied im elitären Last-8-Club von Wimbledon, der allen Viertelfinalteilnehmern unter anderem lebenslang Tickets garantiert. Die Schwäbin kassiert zudem ein Preisgeld von 400.000 britischen Pfund (464.000 Euro). «Sensationell», sagte Rainer Schüttler, Auswahlcoach der deutschen Tennis-Damen. «Wohlverdient, unglaublich gespielt, gemixt mit Slice, Topspin, Stop, sie hat der Gegnerin keinen Rhythmus gegeben, sensationell und perfekt.»

Zweites Viertelfinale bei einem Grand Slam

Nur einmal stand Siegemund zuvor im Einzel unter den besten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier: 2020 bei den French Open verlor sie ebenfalls als ungesetzte Spielerin gegen die Tschechin Petra Kvitova. «Das ist absolut einer der größten Erfolge meiner Karriere, und dann auch noch auf Rasen», hatte sie schon vor dem Achtelfinale gesagt.

Die 21 Jahre alte Sierra war eigentlich bereits in der Qualifikation gescheitert, rückte aber wegen des Rückzugs einer Spielerin doch ins Hauptfeld. Sie wäre die erste Lucky Loserin der Profi-Geschichte im Damentennis gewesen, die bei einem Grand Slam das Viertelfinale erreicht hätte.

Blitz und Donner über London

Beim ersten Aufschlag von Sierra grollte schon der Donner über die Anlage des All England Clubs. Die Partie fand auf Court No. 2 statt, dem größten Platz in Wimbledon ohne Dach. Nach nur vier gespielten Punkten regnete es immer stärker, kurz harrten die Spielerinnen noch auf dem Platz aus, bis es nach dem nächsten heftigen Blitz in die Kabine ging.

77 Minuten später ging es weiter. Siegemund nahm ihrer 16 Jahre jüngeren Kontrahentin direkt den Aufschlag ab, kassierte jedoch ebenfalls sofort das erste Break. Es entwickelte sich eine nervös geführte Partie mit reichlich Fehlern auf beiden Seiten, den Spielerinnen war die Bedeutung des Spiels deutlich anzumerken.

«Ganz stark»: Siegemund feuert sich selbst an

Siegemund präsentierte sich stabiler, setzte Sierra mit einem Wechsel von schnellen und unterschnittenen Bällen unter Druck. Das entscheidende Break gelang ihr zum 4:3, nach 48 Minuten segelte ein Ball der Argentinierin zum Ende des ersten Satzes ins Aus. Insgesamt 21 unerzwungene Fehler von Sierra waren deutlich zu viel.

Siegemund glückte auch der Start in den zweiten Durchgang. «Ganz stark», feuerte sie sich nach einem gelungenen Ball selbst an. Wenige Sekunden später folgte der nächste Donner - und die nächste Zwangspause.

Titelchance auch im Doppel

Dieses Mal dauerte es eine knappe Stunde, bei Wiederbeginn schien die Sonne. Siegemund fand sofort wieder ins Spiel zurück, führte schnell 3:0. Zwar stemmte sich Sierra noch einmal gegen die Niederlage, nach 1:19 Stunden durfte Siegemund aber jubeln.

Zusätzlich bietet sich ihr auch im Doppel noch eine Titelchance, mit der Brasilianerin Beatriz Haddad Maia spielt sie im Achtelfinale. Wegen der Dreifachbelastung hatte sie sich aus dem Mixed zurückgezogen. In ihrer Karriere hat Siegemund bislang drei Grand-Slam-Titel gewonnen: Zwei im Mixed und einen im Doppel.

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