Arbeiten im 21. Jahrhundert: Welche Jobs haben eine Zukunft?

Die Technik und damit einhergehende Automatisierungsprozesse schreiten immer weiter voran. Mit der Entwicklung von Computern und dem World Wide Web beschleunigen sich Kommunikationsmöglichkeiten und einzelne Arbeitsprozesse. Aktuell gibt es immer mehr Aufgaben die die Technik übernehmen kann – zur Bequemlichkeit und dem Nutzen des Menschen. Doch es gibt auch eine Schattenseite: Immer mehr Jobs werden in Zukunft wegfallen.

Einer Studie des Forschungsinstituts ZEW zur Folge arbeiten etwa 42 Prozent der Bundesbürger in Berufen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren der Automatisierung zum Opfer fallen werden. Dies entspricht rund 18 Millionen Arbeitsplätzen. Mit einer der größten Wirtschaftsbereiche, der von der Automatisierung betroffen ist, ist der Banken- und Versicherungssektor. Online-Banking und Bankautomaten machen den Mitarbeiter am Schalter überflüssig. Für die Kundenbetreuung reichen Mitarbeiter in Telefonzentralen, das eigentliche Filialnetz dünnt immer weiter aus.

Roboter und Computer ersetzen Arbeitsplätze

In einigen Ländern fahren bereits führerlose Bahnen und transportieren Menschen von einem Ort zum anderen. Singapur verfügte schon 2003 über eine der weltweit längsten Strecken von vollautomatisierten Zügen ohne Zugführer. Insgesamt 20 Kilometer beträgt die Streckenlänge der Nord-Ost Linie, die nach und nach auf eine Länge von 42 Kilometer erweitert werden soll. Hierzulande wurde 2008 in Nürnberg eine fahrerlose Strecke in Betrieb genommen. Und es gibt Nachahmer: Barcelona, Budapest und Paris nutzen nun ebenfalls schon das vollautomatisierte System von Siemens.   

Auch in der Produktion steigt die Automatisierung weiter an. Roboter übernehmen die Arbeit bei der Auto-Produktion. Lackieren, Schweißen, Schrauben und Kleben sind mittlerweile vollautomatisierte Prozesse. Ebenso die Herstellung von Platinen für Elektronikgeräte wird von Robotern durchgeführt. Dabei ist die Herstellung viel kleinerer Platinen möglich, als sie von einem Menschen erstellt werden könnten. Je mehr Prozesse von Maschinen übernommen werden können, desto mehr Berufe und Arbeitsstellen werden auf Dauer nicht mehr mit Menschen besetzt werden müssen. 

Ausbildungsberufe werden relevanter

Doch wie kann sich am besten gegen einen späteren Jobverlust durch fortschreitende Automatisierung geschützt werden? Momentan quellen die Universitäten mit Studenten über. Auszubildende in allen möglichen Berufen werden händeringend gesucht. Seit 2009 hat sich das Verhältnis von Studenten und Auszubildenden zudem umgekehrt. Eine Bertelsmann Studie geht davon aus, dass sich die Anzahl der Auszubildenden bis 2030 um weitere 17 Prozent reduzieren wird.
Somit würden sich 2030 nur noch 400.000 Schulabgänger für eine Ausbildung entscheiden.

Damit ist der Fachkräftemangel in einigen Branchen vorprogrammiert. Dabei kristallisieren sich zwei Bereiche besonders heraus, die in Zukunft der stärkeren Automatisierung standhalten und wahrscheinlich sogar verstärkt benötigt werden.

Die Gesundheitsbranche kann nicht auf Menschen verzichten

Im Bereich der Pflege werden bereits jetzt ständig weitere Mitarbeiter gesucht. Laut der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit (Stand 2015) kamen auf 100 gemeldete Stellen, ohne Angebote von Zeitarbeitsfirmen, 40 Arbeitslose. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird der Bedarf an Pflegekräften in Zukunft weiter zunehmen. Von derzeit 2,7 Millionen Pflegebedürftigen wird die Anzahl bis 2060 auf 4,7 Millionen anwachsen, insgesamt entsprächen das 6 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Gleichzeitig wird der Pflegeberuf von vielen Pflegern nur für ein paar Jahre ausgeübt. Teils aufgrund körperlicher und seelischer Belastung, teils aufgrund einer Inkompatibilität von Familie und Beruf. Die Bedeutung des Berufszweigs wird daher in den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Gerade bei der Betreuung von älteren Menschen sind zwischenmenschliche Kontakte wichtig. Selbst wenn es im Pflegealltag zu vermehrten Einsatz von Technik kommt, wird sie doch niemals den pflegenden Menschen selber ersetzen.

Die Automatisierung ist auf Elektrotechniker angewiesen

Neben dem steigenden Bedarf im Pflegebereich, wird voraussichtlich auch der Bedarf in dem Bereich anwachsen, der für eine fortschreitende Entwicklung für die Automatisierung mit verantwortlich ist. Die Automatisierungstechniken basieren auf dem Einsatz von Elektronik, daher werden zukünftig Techniker benötigt, die sich mit der Entwicklung, Installation, Reparatur und Pflege dieser Geräte auskennen.

Dabei werden in erster Linie Menschen benötigt, die über die nötige Praxiserfahrung verfügen und nicht nur über das nötige theoretische Hintergrundwissen. Vielen Unternehmen ist dies bereits bewusst, und locken Schüler und Auszubildende mit Netzwerken, in denen diese Unterstützung in ihrem Ausbildungsalltag erhalten und Perspektiven für Weiterbildungen aufgezeigt bekommen. So sollen junge Menschen für die Ausbildung und möglicherweise eine spätere Selbstständigkeit motiviert werden.

Eine der bedeutendsten Spezifikationen in der Elektrotechnik wird der Bereich der Automatisierungstechnik werden. Hierbei werden elektrische Anlagen und Maschinen überwacht und Mess-, Steuerung und Regelungstechniken bedient. So gibt es große Produktionsanlagen wie Abfüllanlagen für Flaschen, Kolbendosierer, Depalettierer oder Reinigungsmaschinen, die Tag und Nacht laufen müssen und deren Stillstand mit hohen Unkosten für das Unternehmen verbunden ist.

Aber auch Schwerpunkte wie Nachrichtentechnik oder Gebäudetechnik werden durch Weiterentwicklungen im Telekommunikationsbereich und bei Kommunikationsschnittstellen in Gebäuden von Bedeutung sein. Ebenso werden Sicherheitssysteme für Gebäude eine Rolle spielen, sowohl für besseren Brandschutz, als auch für mehr Sicherheit gegen Einbrüche.

Die Sicherheit der IT wird an Bedeutung zunehmen

Neben Gebäudesicherheit wird digitale Sicherheit in Zukunft eine große Rolle spielen. Durch den stärkeren Einsatz von Software entstehen immer wieder Sicherheitslücken die geschlossen werden müssen. Banken und große Unternehmen sind auf einen sicheren Transaktionsweg von Geldern und Kundendaten angewiesen, damit Kunden das Vertrauen in ihre Institution nicht verlieren. 

Fachinformatiker, die den Umgang mit Netzwerken, Datenbanken und Betriebssystemen beherrschen stehen hier als direkte Ansprechparten zur Verfügung. Die richtige Hard- und Software müssen installiert, Netzwerke aufgebaut und betreut werden. Immer mehr Unternehmen verfügen über eigene IT-Abteilungen, in denen sich um die interne Infrastruktur gekümmert wird. Je stärker der Trend zur Vernetzung geht, desto größer wird der Bedarf an Personen, die damit fachgerecht umgehen können.

Somit werden Berufe aus der Gesundheitsbranche sowie der Elektro- und IT-Branche in Zukunft stärker an Bedeutung gewinnen. Andere ehemals beliebte Ausbildungsberufe aus dem Kaufmännischen Bereich wie Bankkaufmann oder Versicherungskaufmann werden aufgrund der Digitalisierung und Automatisierung höchstwahrscheinlich nicht mehr im selben Maße benötigt, wie noch vor einigen Jahren.

Die Bedeutung von Bachelor und Master in der Arbeitswelt

Auch wenn einige der Ausbildungsberufe sehr zukunftsträchtig sind, sehen sehr viel Schulabsolventen mehr Sinn darin einen höherwertigen Ausbildungsabschluss zu erlangen. Die Hoffnung später ein höheres Gehalt zu erwirtschaften oder bessere Aufstiegschancen zu erhalten stehen auf der einen – die Sorge, dass ein akademischer Abschluss in Zukunft nicht mehr viel zählt auf der anderen Seite.

Tatsächlich bestimmt auf dem Markt das Angebot die Nachfrage. Gibt es einen Überschuss an Fachkräften mit akademischem Abschluss, werden diese teilweise auch für geringer qualifizierte Stellen eingesetzt.

Ein Blick auf die Verteilung der Studenten auf die verschiedenen Studienfächer zeigt, dass sich 20 Prozent für ein Ingenieursstudium entscheiden. Damit folgen sie dem Ruf vieler Unternehmen. Immerhin, fast jedes zweite Unternehmen war 2012 auf der Suche nach Ingenieuren. Ingenieure sind an der Entwicklung von hochtechnisierten Produkten beteiligt. So wird für den Bau von Plasmabildschirmen, Computer oder Hybridautos auf das Wissen von Ingenieuren zurückgegriffen. Damit sind sie oftmals auch an der fortschreitenden Automatisierung beteiligt. 

Elektrotechnik versus Elektrotechnikingenieur

Doch ist Ingenieur nicht gleich Ingenieur. So gibt es auch hier verschiedene Studiengänge wie Maschinenbauer, Elektroingenieur, Bauingenieur, Wirtschaftsingenieur oder verschiedene Spezialisierungen. Nach Angabe des Karriereportals semica wird vor allem der Bedarf an Elektrotechnikingenieuren und IT-Spezialisten deutlich ansteigen. Damit verdeutlicht sich, dass sich junge Menschen zu Recht für ein Studium entscheiden. So kann in einem ähnlichen Tätigkeitsfeld deutlich mehr verdient werden, als im entsprechenden Ausbildungsgang.

Wahrscheinlich wird dies allerdings nur funktionieren, solange die Anzahl der Studium-Absolventen nicht zu hoch und damit noch genügend Bedarf an Fachkräften besteht. Wer klug ist, wird sein Studium direkt als ein Duales Studium absolvieren, um von der Praxiserfahrung im Betrieb zu profitieren.

Ähnliches gilt für Studenten der Informatik, die auf Programmierung und Softwareentwicklung spezialisiert sind. Ein zukunftsfähiger Job ist eine Sache – aber die nötigen Kontakte, um ihn im Anschluss auch auszuführen ist die Andere.

Wunschberuf Arzt: 2030 fehlen in Deutschland 110.000 Ärzte

Ähnlich wie für den Bereich Pflege gibt es bereits jetzt einen deutlich spürbaren Mangel an Ärzten. Wartezeiten für Termine können schon mal zwei, drei Monaten betragen, in Fällen für psychologische oder psychiatrische Behandlungen sind sogar Wartezeiten von sechs bis neun Monaten keine Seltenheit.

Dabei steigt die Anzahl an gemeldeten Ärzte nach Angabe der Bundesärztekammer an. 2015 waren 1,7 Prozent mehr Ärzte gemeldet. Damit stieg die Gesamtzahl um 6.055 Ärzte auf 371.302 Ärzte an. Doch der Anstieg des Bedarfs an Ärzten steigt schneller und wird voraussichtlich bis 2030 zu einer Versorgungslücke von 110.000 Ärzten führen. Ein Studium der Medizin wird demnach auch in Zukunft noch ein Leben in Lohn und Brot ermöglichen.

Knapp 90.000 Studenten haben sich für das Wintersemester 2015/2016 für ein Medizinstudium entschieden. Selbst wenn bei vielen nicht klar ist, ob sie später als Angestellte tätig sind oder sich selbstständig machen müssen, der Bedarf an Medizinern wird trotz Automatisierungstechniken nicht sinken.

Muss sich das Arbeitsmodell ändern?

Es wird immer Berufe geben, die auch in Zukunft nicht wegzudenken sind. Zudem werden durch neue Technik und Entwicklungen auch neue Tätigkeitsfelder entstehen. Die Gesamtmenge an Arbeitsplätzen wird vermutlich dennoch stark sinken und zu einer hohen Arbeitslosigkeit führen. In einer globalisierten, stark vernetzen Welt wird die steigende Automatisierung auch global spürbar werden. Je mehr Arbeiter durch Maschinen und Software ersetzt werden, desto weniger Konsumenten stehen der Wirtschaft zur Verfügung, die von ihnen produzierten Produkte zu erwerben.

Als Folge entsteht eine Überproduktion, die das Unternehmen dazu veranlasst weitere Stellen abzubauen. Der Kreislauf führt stetig zu mehr Arbeitslosigkeit, mehr Armut, weniger Konsum und weiterem Stellenabbau. Wenn tatsächlich 42 Prozent der Stellen in Deutschland wegfallen werden, würden zudem Steuereinnahmen wegfallen und zu einer weiteren Verschuldung der Städte und Kommunen sowie dem Bund führen. Denn nicht nur die Steuern aus der Arbeitnehmerschaft, sondern auch die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer werden aufgrund eines verringerten Konsums, sinken.

So sollten Politik und Wirtschaft ein Interesse daran haben, tragfähige Arbeitsmodelle zu entwickeln, die zeitgemäß an die steigende Automatisierung und Digitalisierung angepasst sind. Erste Diskussionsansätze bestehen bereits seit einigen Jahren.

Es gibt die Idee den Einsatz von Robotern und zu besteuern. Damit würde ein Teil des Steuerdefizits wieder Wettgemacht. An dem eigentlichen Problem, der steigenden Arbeitslosigkeit würde es jedoch nichts ändern.

Eine weitere Alternative wäre ein staatliches Grundeinkommen. Demnach könnten fast alle Sozialleistungen gestrichen werden und stattdessen als ein Betrag X an jede Person ausgezahlt werden. Damit würde der Wert der Arbeit wieder steigen. Das Auseinanderdriften der sozialen Schere würde begrenzt und einhergehend damit auch eine Stabilisierung des Wirtschaftssystems gewährleistet werden. Experimente mit dem Grundeinkommen in Kanada zeigten, dass zusätzlich eine Entlastung des Gesundheitssystems stattfindet, da aufgrund einer geringeren Stressbelastung insgesamt weniger Arztbesuche notwendig wurden. Finnland hat vor kurzem beschlossen das Experiment „Bedingungsloses Grundeinkommen“ zu wagen. Dazu soll 2017 ein Pilotversuch über zwei Jahre mit 10.000 Probanden erfolgen. Zu lange sollte eine Lösung nicht mehr vor sich hingeschoben werden. 

 

 

 

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