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«Sieger zweifeln nicht»: Berlin vor historischem Titel
Wie ein Dirigent vor seinem Orchester scharte Taktgeber Mathias Gidsel seine Mitspieler noch auf dem Weg in die Kabine um sich und schwor die gesamte Mannschaft auf das hochemotionale Saisonfinale ein. Nach dem 45:35-Kantersieg gegen Gummersbach sind die Füchse Berlin dem historischen Meistertitel in der Handball-Bundesliga so nah wie nie.
Ein Remis gegen die Rhein-Neckar Löwen am Sonntag (15.00 Uhr/Dyn) reicht dem Hauptstadt-Club, um sich den großen Traum vom HBL-Titel nach Jahren des Wartens endlich zu erfüllen.
Meisterlich präsentieren sich die Berliner schon seit Monaten. Scheinbar mühelos fegen Nils Lichtlein, Tim Freihöfer und Co. über die Konkurrenz hinweg und knacken regelmäßig die 40-Tore-Marke. «Jetzt sind es zwei Finger an der Meisterschale. Es gibt keine Zweifel in unserer Mannschaft. Wir müssen noch eine gute Leistung bringen und dann sind wir deutscher Meister», sagte Gidsel und ließ das Erfolgsrezept vermeintlich einfach klingen.
Gidsel übertrifft eigene Bestmarke
Seit März thront Berlin an der Tabellenspitze. Von Müdigkeit ist nach Monaten des Power-Handballs mit einem Offensiv-Feuerwerk nach dem anderen keine Spur. Adrenalin und die Euphorie tragen die Spieler. Vergeblich hofft Verfolger und Titelverteidiger SC Magdeburg seit Wochen auf einen Patzer des Erzrivalen.
Selbst ein Magdeburger Sieg gegen die SG BBM Bietigheim dürfte am Sonntag nicht reichen. Denn mit einem Ausrutscher der Füchse rechnet niemand. «Dieser Kader zeigt jede Woche, dass wir eine absolute Spitzenmannschaft sind. Wir sind seit vielen Spielen ungeschlagen, wieso soll diese Serie am Sonntag stoppen, nur weil es das letzte Bundesliga-Spiel ist?», warf Gidsel als rhetorische Frage in den Raum.
Keiner ist in Berlin so heiß auf den Titel wie der Welthandballer. Gidsel (27) kann sich nur selbst noch übertreffen. Beim 37:27 knackte der dänische Olympiasieger mit seinem 264. Feldtor seinen eigenen Saisonrekord aus dem Vorjahr. «Was Gidsel gerade macht, ist mit nichts zu vergleichen, was ich jemals gesehen habe. So eine Dominanz habe ich noch nie bei einem Spieler gesehen», schwärmte Juri Knorr. Wird der deutsche Nationalspieler ausgerechnet in seinem letzten Spiel für die Löwen zum Berliner Partycrasher?
Ein Sieg «aus Liebe»
Doch auch die Berliner bekommen irgendwann Nervenflattern. Das weiß auch Vereinsboss Bob Hanning, der daher eine «riesige Challenge» in Mannheim erwartet. «Ich glaube, dass wir das schaffen. Sieger zweifeln nicht. Zweifler siegen nicht. Von daher habe ich nie Zweifel», stellte Hobby-Philosoph Hanning klar.
An diesem Freitag ein lockeres Videostudium und individuelle Einheiten, Samstag das Abschlusstraining. Dann stürzen sich die Füchse in ihre letzte HBL-Mission. «Die eine Einheit macht uns nicht mehr besser. Es ist jetzt alles in den Köpfen drin. Man kann was tun aus Angst und man kann was tun aus Liebe. Damit kommt man deutlich weiter. Wir müssen das jetzt miteinander genießen, aber im vollen Fokus», appellierte Hanning an seine Schützlinge.
Zumindest einen Titel haben die Berliner schon sicher. Jaron Siewert erhielt am Donnerstagabend die Auszeichnung als HBL-Trainer des Jahres. Anders als Gidsel, Hanning oder Sportvorstand Stefan Kretzschmar ist der 31-Jährige kein Freund der großen Schlagzeilen. Abseits des Rampenlichts tüftelt der jüngste aller HBL-Trainer am Meisterstück des Vereins. Und eines ist für Siewert auch klar: «Diese Auszeichnung würde ich sofort für die Meisterschaft eintauschen».