Kid Rock - First Kiss

 

KID ROCK - FIRST KISS

(Warner Music) 

 

„Country Music“ ist so ein bisschen wie die US-amerikanische Variante des deutschen Schlagers: Leicht verständliche Texte, die sich meist um die große Liebe und unerfüllte Sehnsüchte drehen oder gleich an die „gute alte Zeit“ erinnern. Dazu noch einfache und schnell wiedererkennbare Melodien und Harmoniefolgen, die stets auf dem ähnlichem Strickmuster beruhen und das Genre daher unglaublich massentauglich machen. Das ist unglaublich erfolgreich.

Gerade letzterer Punkt dürfte für Robert James Ritchie aka KID ROCK ausschlaggebend gewesen sein, seine musikalische Karriere langsam aber sicher auf die Country-Rock-Schiene zu verlagern.

Kid Rock daher allerdings als die männliche US-Version von Helene Fischer zu bezeichnen, wäre vielleicht etwas weit hergeholt, aber was den Erfolg in ihrer Heimat angeht können die zwei es durchaus miteinander aufnehmen.

Angefangen hatte der „American Badass“ zunächst Ende der 80er, mit der damals angesagten Mischung aus Rock und HipHop. Dies brachte ihm im Fahrwasser von Run DMC oder den Beastie Boys Anfang der 90er auch einige, erste Erfolge ein. Um die Jahrtausendwende, als mit Bands wie Linkin Park oder Limp Bizkit der Alternative-Rock populär wurde, war Kid Rock erneut am Start und machte in diesem Genre von sich reden - unter anderem mit einem gewissen Uncle Kracker, der damals in seiner Band spielte.

Mit ihm zusammen produzierte Kid Rock auch den ersten waschechten Country-Pop-Hit seiner Karriere und als „Follow Me“ (dummerweise mit Uncle Kracker als Interpret) im Sommer 2001 weltweit durch die Decke ging, muss bei Kid Rock wohl die Erleuchtung gekommen sein. Auf seinen folgenden Alben erhöhte er den Country-Anteil immer weiter und verzichtete zunehmend auf harte Rock-Attitüden. Ein Duett mit Sheryl Crow brachte ihn 2002 schließlich sogar erstmals in die US-Country-Charts.

In Deutschland und Europa bis dahin weitgehend unbeachtet, gelang Kid Rock erst im Sommer 2008 der ganz große Wurf: Der geschickt geklaute und mit neuem Text versehene Song „All Summer Long“ übertraf alle bisher dagewesenen Rekorde: Platz #1 in Deutschland, Österreich, Schweiz, UK und dann über die Hintertür immerhin noch Top20 in den USA !

Auf dieser musikalischen Welle reitet Kid Rock nun auch 7 Jahre später noch, mit seinem unlängst erschienenen Album „First Kiss“. Auf insgesamt 10 Songs beschwört der Sänger aus Michigan den großen, amerikanischen Freiheitstraum des kleinen Mannes herauf: Biertrinken mit dem eigenen Vater, sich bei einem Glas (griechischem?) Wein an vergangene Zeiten erinnern und natürlich der erste Kuss – „First Kiss“ - der großen Liebe. Das sind die wenig abwechslungsreichen Themen, um die es auf „First Kiss“ geht. Typisch Schlager eben, aber dankenswerter Weise auf Englisch gesungen und daher nicht so auffällig.

Musikalisch geht es ein bisschen interessanter zu, denn das Album bewegt sich zumindest stimmig zwischen Blues- und Country-getränktem Pop-Rock. Das bringt zwar keinen neuen Überhit wie „All Summer Long“ mit sich, aber passt immerhin gut zu einem gepflegten Lagerfeuerabend oder aber zur nächsten Grillparty an der Isar.

 

Torsten König, Musikredaktion Gong 96,3