David Guetta – Listen

 

David Guetta – „Listen“

(Parlophone/Warner Music)

 

Als Pierre David Guetta, der bisher wohl bekannteste und kommerziell erfolgreichste DJ und Produzent aller Zeiten, am vergangenen Freitag sein neuestes Studioalbum veröffentlichte, stand die gesamte Pop-Welt natürlich Kopf. Die Fans des 47-jährigen Franzosen freuten sich auf neues Material, Journalisten und Kritiker wetzten bereits gespannt die Messer und der junge Elektro-Nachwuchs in der Musikerszene konnte es ebenfalls kaum erwarten, zu hören, was Altmeister Guetta wohl zu bieten hatte.

Die Aufregung und das Interesse an dem insgesamt sechsten Album "Listen" ist durchaus gerechtfertigt. Der in den vergangenen Jahren schon sehr vom Erfolg verwöhnte Superstar-DJ musste in diesem Jahr erstmals feststellen, dass er den Ruhm und Erfolg auch nicht auf Dauer gepachtet hat. Bereits Ende 2013 veröffentlichte David Guetta ein paar - vorsichtig formuliert - uninspirierte Nummern, die dann entweder doch nie offiziell in den Handel gelangten oder aber nur hintere Plätze in den Top 100 erreichten.

Auch das im Frühjahr offiziell nachgeschobene "Shot Me Down", konnte trotz Tarantino-Sample und den Vocals von Skylar Grey, nicht so recht zünden und begeisterte allenfalls hartgesottene Fans der Clubszene. Während jüngere Kollegen wie Avicii oder Robin Schulz mit ihrem melodischen Mix aus Elektro, House und Pop einen Erfolg nach dem anderen einfuhren, dümpelte das Großraum-Disco-Schlachtschiff namens David Guetta etwas planlos umher.

Das muss der Franzose wohl selbst bemerkt haben, denn getreu dem Motto „wen du nicht besiegen kannst, den musst du dir zum Freund machen“ überraschte David Guetta im Sommer mit einer neuen Single, die ausgerechnet in Zusammenarbeit mit dem Goldjungen Avicii entstand. „Lovers On The Sun“ war ein Befreiungsschlag und katapultierte ihn erneut an die Spitze der Charts. Etwas erdigerer Western-Sound, Folk-Gitarren und Streicher in Kombination mit den Guetta-typischen Elektro-Spielereien und natürlich die sensationelle Soul-Stimme von Sam Martin. Das war die nötige Frischekur und David Guetta war clever und vor allem immer noch motiviert genug, diese Inspiration nicht nur mitzunehmen, sondern baute sie auf „Listen“ gleich noch aus: Die zweite Single „Dangerous“ setzt erneut auf die Vocals von Sam Martin, der ganze Track an sich ist ein Disco-Funk-Pop-Song erster Klasse und knüpft genau dort an, wo Daft Punk mit „Get Lucky“ aufgehört haben.

Auch der Rest des Albums ist hörbar bemüht nicht zu sehr nach dem typisch „alten“ Guetta-Sound zu klingen: „What I Did For Love“ ist eine Gospel-House-Nummer, die Dank Goldkehlchen Emeli Sandé sehr stimmungsvoll daher kommt. Auf dem Titeltrack „Listen“ arbeitet David Guetta mit John Legend zusammen und verpasst dessen Pianospiel ein paar treibende Elektrobeats. „Hey Mama“ greift tief in die Elektro-Dubstep-Kiste und wurde mit Hilfe von Nicki Minaj und Afrojack aufgenommen. Es knallt und scheppert phasenweise schon immernoch gewaltig, aber man merkt das sich David Guetta diesmal ein wenig mehr Mühe gegeben hat, als beim Vorgängeralbum. Das wirkt sich sowohl auf etwas mehr Vielfalt beim Sound aus und ist nicht zuletzt auch an der Auswahl der Features erkennbar:

John Legend, Ryan Tedder, Birdy, Emeli Sandé, Magic! oder The Script…Das gibt schon mehr her, als immer nur austauschbare Gesangs-Püppchen.

 

Torsten König, Musikredaktion Gong 96,3