Coldplay – A Head Full of Dreams

 

Coldplay – A Head Full of Dreams

(Parlophone/Warner Music)

 

Stilistisch gesehen ist es mit der britischen Band Coldplay in den letzten Jahren ja schon ein wenig drüber und drunter gegangen. Das hat verschiedene Gründe, denn zunächst waren die vier Jungs rund um Frontmann Chris Martin als klassische Indie-Rockband dem musikalischen Untergrund entstiegen. Ende der 2000er Jahre suchten sich die Briten extra den Über-Pop-Produzenten Brian Eno als künftigen Partner aus, weshalb das vierte Album „Viva La Vida or Death and All His Friends“ erwartungsgemäß kommerziell ausfiel.

Drei Jahre später konnten Coldplay diesen Erfolg sogar noch weiter steigern, denn obwohl ursprünglich ganz anders konzipiert, geriet das fünfte Album „Mylo Xyloto“ sogar noch viel poppiger und gefälliger als der Vorgänger – durch Nummern wie „Paradise“ und der Zusammenarbeit mit Größen wie z.B. Rihanna war die Band 2011 vollends im Mainstream angekommen. Doch die Kehrtwende ließ nicht lange auf sich warten: Bei dem kreativen Prozess für das Album Nummer sechs versuchte die Band extra wieder zu einem reduzierten, akustischen Sound zurückzufinden und verlor sich dabei ein wenig im Balladen-Sumpf. Die Trennung von Chris Martin und seiner Frau Gwyneth Paltrow hob die Stimmung innerhalb der Band natürlich auch nicht weiter und bis auf das vorab ausgekoppelte „A Sky Full of Stars“ kann „Ghost Stories“ von 2014 eher als eines der schwächeren Coldplay-Alben verbucht werden.

Nun, knapp zwei Jahre später also die erneute Kehrtwende: „A Head Full of Dreams“ kokettiert nicht nur vom Titel her mit den Glanzzeiten der Band, sondern möchte mit Ansage auch so klingen: Bunt, groß, lebensfroh UND – ganz wichtig für die Fans – es soll auch wieder eine große Tour geben!

Die Konzerte dürften eine ziemliche Party werden, denn bereits die erste Single „Adventure Of A Lifetime“ glänzt mit funky-rhythmischem Pop-Rock-Sound. Ähnlich geht es dann auch weiter: Beyoncé strahlt als Stargast in „Hymn For The Weekend“, Noel Gallagher von Oasis stiftet ein Gitarrensolo auf „Up&Up“ und Barack Obama wurde mit Erlaubnis des Weißen Hauses gesampelt. Sogar Gwyneth Paltrow möchte ihrem Ex-Mann die Gute-Laune-Show nicht verderben und ist im Hintergrund der Nummer „Everglow“ zu hören. Coldplay sind wieder da, klingen wie es die Fans lieben und alle haben sich lieb. Das ist in der heutigen Zeit doch schon mal etwas, oder !?

 

Torsten König, Musikredaktion Gong 96,3