Abfall vermeiden und Freude bereiten – Der Umwelt Gutes tun

Ein geflügeltes Wort besagt, dass der beste Müll derjenige ist, der erst gar nicht anfällt. Diesem Credo haben sich einige Unternehmungen und Initiativen im Freistaat verpflichtet, die oft nicht mehr Geliebtes oder Ungenutztes wieder aufbereiten, reparieren und so dem Wertstoffkreislauf erneut zuführen. Das, was ursprünglich Abfall werden sollte, findet wieder einen Nutzen und trägt im Vorbeigehen dazu bei, den allseits beklagten Müllberg zu reduzieren. Seit die bayerische Staatsregierung und die Unternehmen im Freistaat 1995 den Umweltpakt ins Leben gerufen haben,  hat sich in Richtung ökologisches Gedankengut, Nachhaltigkeit und ressourcenschonende Ernährung einiges getan.

Mit gutem Beispiel voran – Die Münchener Wertstoffhöfe

In der Halle 2 in der Peter-Anders-Straße 15 in München wird verkauft - nichts, was laden-neu ist und sich noch in originaler Folie eingeschweißt befindet. Stattdessen werden hier Waren angeboten, die achtlos entsorgt und auf den Müll gewandert sind. Die Ware kommt von den zwölf Münchener Wertstoffhöfen, jeder mit Personalausweis und Münchener Meldebescheinigung kann seinen privaten Abfall dort abgeben, sofern er nicht unter die Kategorien Kunststoff- und Verbundverpackungen sowie Glas fällt. Deren Entsorgung wird vom Dualen System geregelt. Seit 1991 setzt München auf eine ökologische Abfallwirtschaft.

Ganze zwei Kubikmeter Sperrmüll und Wertstoffe darf der Münchener Bürger pro Tag anliefern. Vieles von dem, was in den Höfen ankommt, ist tatsächlich Abfall, einiges jedoch kann wiederverwertet, repariert und verkauft werden. Dabei nehmen die Wertstoffhöfe vor allem größere Gegenstände wie Sperrmüll an, der nicht in die Einwurf-Öffnungen der Wertstoffcontainer auf den Wertstoffinseln passt.

Ein eigenes Flohmarktportal bietet der Abfallwirtschaftsbetrieb München an, der AWM verfügt sogar über ein eigenes Übersichtsportal für regionale Second-Hand-Läden und Flohmärkte.

Weiterverwendung statt Wegwerfen

Über das Verschenk- und Tauschportal können Münchener Bürger zur Schonung von Ressourcen und Reduzierung der Abfallmenge indirekt beitragen, indem sie gut erhaltene Gegenstände kostenlos tauschen und verschenken können. Der Nutzen dient der Allgemeinheit aus zweierlei Perspektive: Erstens wird so dem Nachhaltigkeitsprinzip Rechnung getragen, indem Ausgedientes eine neue Verwendung findet, statt auf dem Müll zu landen. Vor allem aber wird dem Beschenkten, Tauschenden oder Käufer Freude bereitet, der das Erworbene wieder einer Bestimmung zuführt und dem Kreislauf der Wegwerf-Gesellschaft entzieht.

Tauschen ist In – Das Münchner Lets-Tauschnetz

Der Idee, Sachwerte durch Tauschen, Leihen, Verschenken oder Reparatur zu erhalten und zu recyceln, hat sich die 1993 ins Leben gerufene regionale Tauschorganisation „Lets“ (Local Exchange Time System) verpflichtet, vor allem Arbeitslose und Rentner profitieren von dem System. 

Gegenstände und Dienstleistungen wechseln gegen sogenannte „Talente“ statt Euro den Besitzer. Wie das alternative, geldlose Münchener Wirtschaftssystem auf seiner Website lets-münchen.de über seine Philosophie näher ausführt, verrechnen ihre Teilnehmer den Tausch von Diensten und Dingen über Zeiteinheiten, den Talenten. Da Zeit für alle Menschen gleich ist, seien daher auch alle Tätigkeiten gleich viel wert. Eine Stunde entspricht 20 Talenten. Die Talente für gegebene bzw. in Anspruch genommene Tätigkeiten werden von den Tauschpartnern in Eigenregie entsprechend schriftlich fixiert. Lediglich Materialkosten und Auslagen können in Euro gebucht werden.

So gibt es fast nichts, was an der Isar nicht zu tauschen wäre.Wer sich in der Gemeinschaft durch seine Eigenleistung einbringt, erhält im Gegenzug das, was er am dringendsten benötigt. Jeden Monat organisiert die Gemeinschaft sieben Stadtteiltreffen (Tauschbörsen) und vier Informationsabende.

Neben wirtschaftlichen Motiven steht nicht nur die Idee von Nachhaltigkeit im Fokus, das soziale Miteinander soll entwickelt und gefördert werden, im Sinn der Pflege von Nachbarschaftsbeziehungen und Vermeidung sozialer Isolation.

Ein etwas anderer Wirtschaftskreislauf

Andere Beispiele von überregionalen Tauschbörsen, die sich durch entsprechende Einstellung und Filter auf den Großraum München eingrenzen lassen und über ein umfangreiches Angebot verfügen, rücken den Austausch von Tätigkeiten und Dienstleistungen in ihren Fokus: Der eine bietet dem anderen etwas an, und erhält dafür einen entsprechenden Ausgleich in Form einer Gegenleistung zurück – ohne dass dabei ein Euro den Besitzer wechseln muss.

Darüber hinaus gibt es in München selbst und in der Großregion jedes Jahr hunderte kleinerer Flohmärkte von verschiedensten Einrichtungen (Kindergärten, Kirchengemeinden, Vereine, Schulen, Jugendzentren u.v.m.), die das Prinzip einer Müllberg-Reduktion durch die Weiterverwendung von Produkten praxisnah mit Leben füllen.

Das Heft selbst in die Hand genommen –Unternehmen und „ÖKOPROFIT“

Was sich im Kleinen längst etabliert hat, hat auch im Großen vor rund 17 Jahren seine Entsprechung gefunden. Der Prämisse, dass Wirtschaft und ihre Kreisläufe primär dem Menschen und nicht bloß Eigeninteressen zu dienen hat, haben zahlreiche in Bayern ansässige Unternehmen in ihrer Verpflichtung zum betrieblichen Umwelt- und Klimaschutz Ausdruck verliehen. Im Rahmen des Kooperationsprojekts ÖKOPROFIT (ÖKOlogisches PROjekt Für Integrierte Umwelt-Technik) suchen Kommunen und Unternehmen gemeinsam Einsparpotentiale, die nicht nur der Firma selbst, sondern der Allgemeinheit im Hinblick auf Schonung von Umweltressourcen zu Gute kommen. Wie das im Einzelnen aussehen kann, lässt sich exemplarisch am Beispiel des in Neustadt a.d. Aisch ansässigen Druckereibetriebs Onlineprinters GmbH verdeutlichen, der seine Arbeitsprozesse auf umweltfreundliche Produktion ausgelegt hat

  • grundsätzlich Sammeldruckverfahren in der Produktion angewendet, wobei mehrere Druckaufträge der gleichen Papierart und -grammatur gemeinsam als Sammelform produziert werden und dadurch Druckplatten und Papierbögen optimal ausgelastet werden.
  • Belichtungen im „Computer to Plate“-Verfahren direkt auf die Druckplatte vorgenommen, das notwendige Materialien wie Filmchemie und -spülwasser durch die Verkürzung der Arbeitsschritte reduziert.
  • Druckvorgänge alkoholreduziert durchgeführt.
  • Spezielle Waschtücher zur Reinigung der Druckmaschinen verwendet, die den Einsatz von biologisch abbaubaren Waschmitteln um bis zu 70 Prozent einsparen.

Wie die Stadt München angibt, machten 56 Münchner Unternehmen 2014 bei dem Umweltprogramm mit, 23 davon zum ersten Mal. Das Spektrum reichte dabei von kleinen Handwerksbetrieben bis hin zu international operierenden Großunternehmen.

Der Effekt kann sich sehen lassen – zur Freude der Umwelt

Laut eigenen Angaben wurden 2014 rund 2,1 Millionen Euro an Kosten für Strom, Wärme und Treibstoff eingespart und damit zugleich der CO2-Ausstoß um mehr als 7.900 Tonnen vermindert – eine klassische Win-win-Strategie, die beiden Seiten nutzt. Die Empfehlungen von ÖKOPROFIT umfassten im Einzelfall beispielweise

  • die Erneuerung von Klimaanlagen
  • eine Reduktion des Fuhrparks zu Gunsten eines verstärkten Einsatzes von Dienst-Fahrrädern
  • den sparsameren Einsatz von Kühlwasser
  • den Bau von Wärmerückgewinnungsanlagen
  • eine striktere Abfalltrennung
  • die Optimierung von Produktionsprozessen.

Egal war gestern!

Unter diesem Motto war der Heldenmarkt - Deutschlands führende Verbrauchermesse für nachhaltigen Konsum - am 05. und 06. März dieses Jahres nach München zurückgekehrt. Im Rahmen von Fachvorträgen und Workshops konnten im MVG Museum in München-Giesing Verbraucher bereits zum vierten Mal alles Neue zum Thema sozial- und umweltverträgliche Produkte erfahren. Der Heldenmarkt möchte eine Lebensweise aufzeigen, die danach strebt, im Einklang mit den ökologischen und sozialen Ressourcen der Erde zu stehen. (Quelle: heldenmarkt.de)

Dabei reicht das Spektrum einer ökologischeren Ausgestaltung der unterschiedlichsten Lebensbereiche von der Schaffung einer angenehmeren Arbeitsatmosphäre durch Büro-Begrünungen über den Einsatz umweltfreundlicher Büromaterialien (z.B. Herstellung von Büromöbeln aus Recyclingmaterialien) bis hin zum Bewusstmachen von umweltgerechtem „echten“ Ökostrom, der auch tatsächlich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien hergestellt wird und keinen Etikettenschwindel mit grünem Anstrich darstellt.

Jedem seine Extra-Vurst

Parallel zum Heldenmarkt fand die  vegane Sondermesse „ExtraVurst“ statt, die der steigenden Nachfrage nach einer umweltbewussten Lebensweise im Hinblick auf die Produktion ressourcenschonender Lebensmittel gerecht zu werden versucht. Gesundheitsaspekte nahmen im Rahmen der Veranstaltung ebenso breiten Raum ein wie Klima- und Tierschutz.

Die Veranstaltung versucht, dem Besucher die Vorzüge einer mehr vegan ausgerichteten Ernährungsweise für die Umwelt näherzubringen, obwohl kein moralischer Zeigefinger erhoben werden soll. Vielmehr geht es den Veranstaltern darum, Interessenten den Einstieg in eine bewusstere Ernährungsweise durch Information und Aufklärung zu erleichtern.

Dabei soll einerseits die Erkenntnis zum Tragen kommen, dass vegane Lebensmittel nicht automatisch nachhaltig und ressourcenschonend hergestellt sein müssen, andererseits bewusst gemacht werden, dass schon gelegentlicher Verzicht auf Fleisch und Wurst Vorteile für Gesundheit und Umwelt bringen und vegane Kost dabei dennoch schmecken kann.

 

 

Bildnachweise:

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