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Mutmaßlicher Entführer: Block dankte meinem Team
Im Prozess um die Block-Kinder hat der mutmaßliche Chef der Entführer ausgesagt, dass die angeklagte Mutter von der geplanten Rückholung gewusst habe. Sein gesamtes Team sei aus Israel nach Hamburg gereist und habe sich am 28. Dezember 2023 im Hotel «Grand Elysée» mit Christina Block getroffen. Sie habe dem Team dafür gedankt, dass es gekommen sei, um die Kinder zu retten, berichtet der Zeuge aus Israel am 25. Verhandlungstag.
Der 68-Jährige aus Israel ist eine zentrale Figur in dem Fall, der bereits seit Juli verhandelt wird. Im schwarzen Jackett, begleitet von zwei Anwälten, sagt er den zweiten Tag in Folge aus. Die Sicherheitsvorkehrungen sind zu seinem Schutz verschärft worden. Er soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft die Entführung in der Silvesternacht 2023/24 organisiert und geleitet haben. Ihm sei immer wieder versichert worden, dass eine Rückholaktion nach deutschem Recht legal sei, erinnert sich der Zeuge.
Er gilt als einer der Hauptbeschuldigten, ist im laufenden Prozess aber nicht angeklagt. Nach ihm wurde seit 2024 mit Haftbefehl gefahndet. Um seine Aussage in Hamburg zu ermöglichen, gewährten ihm die Ermittlungsbehörden kürzlich sicheres Geleit. Die Fahndung nach ihm wurde daher aufgehoben.
Christina Block sei nicht in die Pläne eingeweiht gewesen, wann es genau passieren sollte, sagt der Zeuge weiter. Aber sie habe seinem Team etwas mitgegeben: «Christina hatte Kleidung vorbereitet, die ihr gehörte.» Auch ein Teddybär sei dabei gewesen. Der Grund: Die Kinder sollten gleich wissen, dass das Team in ihrem Namen handelte.
Seine Aussage verfolgt Block von ihrem Platz, der nur einen Meter entfernt ist. Ihre Reaktionen sind nicht zu sehen, weil sie mit dem Rücken zum voll besetzten Zuschauerraum sitzt.
Anweisung: Keine Gewalt
«Gewalt sollte nicht angewandt werden», sagt der Zeuge. Das habe er seinem Team gesagt. Er sei sehr unglücklich gewesen, als er gesehen habe, dass den Kindern bei der Rückholaktion die Hände zusammengebunden worden waren. «Das war gegen meine Anweisung.»
Als Beschuldigter muss er bei der Justiz nicht die Wahrheit sagen. Allerdings ist er nach Angaben einer Gerichtssprecherin als Zeuge in einem Prozess zur Wahrheit verpflichtet.
Christina Block hatte Unschuld beteuert
Die Unternehmerin Block hatte in ihrer Aussage vor Gericht bestritten, nach einem jahrelangen Sorgerechtsstreit den Auftrag erteilt zu haben, ihre beiden damals zehn und 13 Jahre alten Kinder vom Wohnort ihres Ex-Manns in Dänemark zurückzuholen. Ihr Ex-Mann Stephan Hensel hatte die Kinder nach einem Wochenendbesuch 2021 nicht wie vereinbart wieder nach Hamburg gebracht.
Nach Blocks Angaben sollte die israelische Sicherheitsfirma lediglich die IT-Sicherheit im «Grand Elysée» überprüfen, das zur Block-Gruppe gehört. Bei der Entführung habe die Firma auf eigene Faust gehandelt.
Es ging von Anfang an um die Kinder, meint dagegen der Zeuge, der Christina Block nach seinen Angaben zum ersten Mal im Januar 2023 traf. Cybersicherheit sei erst Monate später ein Thema gewesen. Ihm zufolge sollen Block und der ebenfalls angeklagte Anwalt der Familie ihn zu Beginn gebeten haben, Informationen über die Kinder in Dänemark zu beschaffen, die im Sorgerechtsstreit helfen könnten. Doch als das nicht weitergeholfen habe, sei der Druck immer weiter gestiegen.
Der Vater von Christina Block, der Gründer der Steakhaus-Kette «Block House», Eugen Block, wusste nach Angaben des Zeugen von den Planungen. Die Ermittlungen gegen den 85-Jährigen hatte die Staatsanwaltschaft im Frühjahr aus Mangel an hinreichendem Tatverdacht eingestellt. Der Anwalt der Block-Gruppe habe ihn dem «Patriarchen» im Elysée-Hotel vorgestellt. «Ich wurde als der Bibelmann beschrieben und als derjenige, der die Kinder zurückbringen würde», sagte der 68-Jährige.
Spezialkommando für den Notfall
Der Chef der Sicherheitsfirma erstellte gleich nach dem ersten Gespräch einen Plan, den er nach seinen Worten Block und dem Familienanwalt zukommen ließ. Im Gerichtssaal wird das Papier an die Wand projiziert. «Golden Ice» (Goldenes Eis) lautet der Name der Operation, und beinhaltet den Angaben zufolge auch Überlegungen für den Fall, dass die Kinder aus akuter Gefahr gerettet werden müssten.
Die Richterin liest aus der Übersetzung vor, dass Leute mit militärischem Hintergrund zu einem «Blitz-Einsatz-Spezialkommando» gehören sollten. Es seien vier Untergrundkämpfer - ehemalige Mitglieder der US-Eliteeinheiten Delta Force und Navy Seals im Alter von 26 bis 35 Jahren - vorgesehen gewesen. «Ja, ich hatte potenzielle Leute», sagte der Zeuge auf Englisch laut Dolmetscherin.
Zahlung über 250.000 Euro vereinbart
Der Zeuge berichtet, dass er 250.000 Euro für den ersten Auftrag, Informationen über die Kinder zu beschaffen, gefordert habe. Eine Vorabzahlung von 150.000 Euro habe ein Mitarbeiter seines Teams im Januar 2023 vom mitangeklagten Anwalt der Block-Gruppe in bar erhalten. Im Sommer habe der Anwalt weitere 50.000 Euro übergeben. Außerdem habe Christina Block im November oder Dezember 20.000 Euro in bar gezahlt.
Auch Ex-Sportmoderator Delling angeklagt
Nach Angaben des 68-Jährigen war bei seinem ersten Treffen im Januar 2023 in einem italienischen Restaurant in Hamburg auch «der Freund» von Christina Block dabei. An dessen Namen könne er sich nicht erinnern. Auf Bitte der Richterin schaut er sich im Gerichtssaal um und zeigt auf Gerhard Delling.
Seinem Eindruck nach sei Delling bei dem Treffen sehr besorgt um die Kinder gewesen. «Von Zeit zu Zeit, wenn ich Christina getroffen habe, war er auch da», sagte der Zeuge über spätere Begegnungen mit Delling. Der ehemalige Sportmoderator und Lebensgefährte von Block ist wegen Beihilfe angeklagt. Er bestreitet, etwas Unrechtes getan zu haben.
Der Prozess wird am Dienstag und Donnerstag mit weiteren Befragungen des Zeugen fortgesetzt. Erst dann wird der Anwalt von Christina Block Gelegenheit haben, ihm Fragen zu stellen.