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Der Profiteur: Rechtspopulist Farage will Premier werden
Seinen ersten großen Auftritt hatte Nigel Farage schon vor dem großen Knall in Westminster. Beschützt von Leibwächtern und umringt von Fans und Fotografen schritt der britische Rechtspopulist am ersten Tag der Jahreskonferenz seiner Reform-Partei triumphierend durch die große Messehalle. «Ist das Nigel?», fragt eine ältere Frau von etwas weiter weg - und zückt aufgeregt ihr Handy.
Hier, auf dem Messegelände in Birmingham, wo heute die Reform-Konferenz in ihren zweiten und letzten Tag geht, wird der 61-Jährige als Retter Großbritanniens verehrt. Ungeachtet seiner Stimmungsmache gegen Migranten und alle, die seine nationalistische Politik nicht teilen. In Umfragen liegt Reform seit Monaten vor der Regierungspartei Labour und den Konservativen. Der Rechtsruck wird von den etablierten Parteien mit ähnlich großer Sorge betrachtet wie in Deutschland der Aufstieg der AfD.
«Nigel Farage wird Premierminister», rufen Hunderte Unterstützer, kurz bevor der 61-Jährige begleitet von Pyrotechnik erstmals die große Bühne betritt. Farage, der Brexit-Vorkämpfer, wird gefeiert wie ein Filmstar, und er hatte am Freitag auch noch großes Glück mit dem Drehbuch.
Die Regierungskrise in London durch den Rücktritt von Vizepremierministerin Angela Rayner nutzte Farage genüsslich aus. Im Labour-Kabinett im knapp 200 Kilometer entfernten London säßen nur ausgewiesene Nichtskönner, so der Tenor des Reformchefs, der seine Zeit nun gekommen sieht. Farage will Premierminister werden, und mit ihm würde Großbritannien ein anderes Land werden. Gewählt wird eigentlich erst 2029, Farage hofft wegen der Krise jetzt auf 2027.
Abschottung und Abschiebung
«Wir befinden uns im kulturellen Niedergang», sagte Farage während seiner Rede. Er erlebe es auf der Straße. «Menschen zeigen auf mich und sagen, du bist unsere letzte Chance, dieses Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.» Der richtige Kurs aus Reform-Sicht ist: Abschottung und Abschiebung. Zu seinem Lieblingsthema, zu der irregulären Einwanderung über kleine Boote am Ärmelkanal, sagte Farage: «Wir werden die Boote innerhalb von zwei Wochen nach einem Wahlsieg stoppen.»
Zwar macht die Zahl der Migranten über den Ärmelkanal nur einen kleinen Teil aus, Nachrichten über Rekorde spielen Reform aber in die Karten. Vor wenigen Tagen präsentierte Farage seine Idee, alle über diesen Weg kommenden Menschen sofort wieder abschieben zu lassen, ungeachtet, welche Konsequenzen in deren Heimat drohten.
«Make Britain great again»
«Ich habe Angst um meine Kinder und Enkelkinder», sagt eine Frau mittleren Alters. Das Problem sei die große Zahl von Männern, die irregulär nach Großbritannien kämen. Beispiele aus ihrem Alltag kann sie nicht nennen, das Gefühl überwiegt. Ein Mann in den Vierzigern sagt, Farage würde Großbritannien wieder groß machen. «Make Britain great again», das ist das Dogma, das auch die Anhänger von US-Präsident Donald Trump für die Vereinigten Staaten verwenden.
Ein 22-Jähriger äußert sich etwas differenzierter. Ihm gehe es vor allem auch um das Problem auf dem Wohnungsmarkt, Wohnungen müssten wieder bezahlbar werden, sagt er. Auf seiner Mütze steht nicht «Make Britain great again», sondern «Let's save Britain» - lasst uns Großbritannien retten. Dafür sei Farage der Richtige, sagt der 22-Jährige.
Der junge Mann betont, wie sehr er von Labour und den Konservativen enttäuscht sei, dass beide Parteien die Probleme nicht lösen könnten. Mitglied bei Reform UK ist er seit 2024. Die Abneigung gegen Labour und die Konservativen verbindet ihn mit vielen anderen Menschen bei der Jahreskonferenz. Angaben der Partei zufolge hörten 6.000 Mitglieder der ersten Rede von Farage am Freitag zu - etliche dürften das Lager gewechselt haben.