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Zwischen Hafengeburtstag und Roland Kaiser: HSV vor Aufstieg
Kaum ein Spiel hat in den vergangenen sieben Jahren Hamburg so elektrisiert wie dieses: 2. Fußball-Bundesliga, 33. Spieltag, HSV gegen SSV Ulm. So nüchtern die Spielansetzung klingt, so bedeutsam ist die Partie für den einstigen Bundesliga-Dino, für die gesamte Stadt, für die Region. Mit einem Sieg gegen den Abstiegskandidaten kann der HSV endlich den 2556 Tage dauernden Makel seiner Zweitklassigkeit abstreifen. «Die Stadt und alle HSVer brennen auf dieses Spiel», sagte Cheftrainer Merlin Polzin.
836. Hafengeburtstag an den Landungsbrücken und Roland Kaiser in der Barclays Arena - aber nichts interessiert an diesem Wochenende in der Nord-Metropole mehr als das, was am Samstag ab 20.30 Uhr (Sky und Sport1) im Volksparkstadion geschieht.
Daumendrücken beim deutschen Meister
Selbst beim deutschen Meister Bayern München wird geschaut, was am Samstagabend passiert. «Ich verfolge den HSV noch und drücke ihm auch die Daumen. Ich liebe München, aber Hamburg war auch eine tolle Stadt», sagte Bayern-Trainer Vincent Kompany, der als Innenverteidiger von 2006 bis 2008 das Trikot mit der Raute trug. «Ich würde gerne nächste Saison zweimal nach Hamburg fliegen», meinte der Belgier weiter und bezog den HSV-Stadtrivalen und Bundesligisten FC St. Pauli in seine Überlegung ein.
Mit 57.000 Zuschauern ist die Arena längst ausverkauft - zum 14. Mal in dieser Saison. Selbst ein Stadion mit 200.000 Plätzen hätte der HSV problemlos gefüllt.
Finanzvorstand Eric Huwer hatte zuletzt am Rande der Digital- und Marketingmesse OMR berichtet, dass der Club eine Ticketnachfrage im mittleren sechsstelligen Bereich gehabt habe. «Sie war noch nie so hoch wie jetzt», sagte Huwer der Deutschen Presse-Agentur.
Cheftrainer Merlin Polzin: Euphorie mitnehmen, Fokus halten
Cheftrainer Polzin muss aktuell wie ein Seiltänzer agieren. Die Euphorie von außen wahr- und mitnehmen und zugleich dafür sorgen, dass die Mannschaft fokussiert bleibt. «Wir sind eigentlich relativ klar, versuchen das, was von außen kommt, nicht auszublenden, weil es so etwas Besonderes ist, aber trotzdem für uns in die richtigen Energiebahnen zu lenken», sagte er.
Im Ablauf hat Polzin in dieser besonderen Woche nach dem 4:0 bei Darmstadt 98 und vor dem Spiel gegen Ulm nichts geändert. «Es klingt jetzt vielleicht langweilig, aber wir haben wirklich nichts anderes gemacht», sagte er. Schon zu Wochenbeginn hatte er gesagt: «Wichtig ist für die Jungs, dass die nicht das Gefühl haben: Jetzt werfen wir alles über Bord.»
Polzin kann sich Platz in der HSV-Historie erarbeiten
Natürlich ist sich Polzin der außergewöhnlichen Situation bewusst. Kaum jemand weiß so gut wie der 34-Jährige, wie HSV-Fans mit ihrem Verein mitfiebern, mitleiden und was die Rückkehr in die Bundesliga ihnen bedeutet. Er war und ist selbst einer von ihnen.
Dass ausgerechnet er - ein Hamburger Jung' wie seine Co-Trainer Loic Favé und Richard Krohn - den HSV nun dorthin zurückführen kann, wo sich der Verein und seine Fans selbst sehen, ist eine ganz eigene Geschichte. Mit acht Trainern in sieben Zweitliga-Jahren hat der Club versucht, die Schmach vom 12. Mai 2018 zu tilgen.
Polzins prominente Vorgänger: Alle gescheitert
Alle seine Vorgänger hatten prominentere Namen als Merlin Polzin. Christian Titz, Hannes Wolf, Dieter Hecking, Daniel Thioune, Horst Hrubesch, Tim Walter oder der im November geschasste Steffen Baumgart - alle scheiterten. Jetzt ist es Polzin, der sich einen Platz in der HSV-Historie sichern kann.
Der Trainer hat sich ein großes Ansehen innerhalb der Mannschaft, im Verein, in der Anhängerschaft erarbeitet. Polzin blieb ruhig, selbst als der HSV zwei Heimspiele gegen Eintracht Braunschweig und den Karlsruher SC verlor und dazwischen auf Schalke trotz Überzahl nur remis spielte.
«Wir waren selber auch unzufrieden. Aber wir haben klar gesagt, wir wollen bei uns bleiben und weiter arbeiten», berichte Außenverteidiger Miro Muheim. «Das hat das Trainerteam super gemacht. Und ich finde, das hat die Mannschaft sehr, sehr gut umgesetzt.»
Auch die HSV-Frauen vor dem Aufstieg
Sollten Muheim und seine Teamkollegen am Samstag den Aufstieg perfekt machen, könnten die HSV-Fußballerinnen am Sonntag (11.00 Uhr) das Wochenende zu einem für den Verein historischen machen. Sie haben die Chance, mit einem Sieg gegen den Tabellenvorletzten SC Freiburg II die Rückkehr in die Bundesliga perfekt zu machen: nach 4732 Tagen.