Zugunglück bei Schäftlarn: Das ist die aktuelle Lage 

Wie bereits berichtet sind gestern bei Ebenhausen-Schäftlarn auf eingleisiger Strecke zwei S-Bahnen der Linie S7 zusammengestoßen. Dabei ist ein Mensch ums Leben gekommen und es gab mehrere Schwerverletzte. 

+++ Update 16.02.2022, 9:40 Uhr +++

Erst nach der Freigabe der Unfallstelle kann die DB vollumfänglich mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten beginnen. Die Bergung der Fahrzeuge mit Hilfe von Kränen wird nach aktuellem Stand voraussichtlich am morgigen Donnerstag beginnen. In Vorbereitung hierzu wurde in der zurückliegenden Nacht bereits der Fahrdraht der Oberleitung auf einer Länge von mehreren hundert Metern abgebaut.

Nach Bergung der beschädigten S-Bahnen können dann die Schäden an der Infrastruktur abschließend begutachtet und behoben werden. Eine Prognose, wann die Strecke wieder freigegeben werden kann, ist daher derzeit noch nicht möglich.

Der Streckenabschnitt zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen bleibt bis auf Weiteres gesperrt. Die S-Bahnen der Linie S 7 in Richtung Wolfratshausen verkehren bis Höllriegelskreuth und wenden dort vorzeitig. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen nach einem festen Fahrplan ist zwischen Wolfratshausen und Höllriegelskreuth eingerichtet.  

 

+++Update 16:20 Uhr +++

Einer der beiden bei Schäftlarn frontal zusammengestoßenen S-Bahnzüge war verspätet. «Es gab bei einer S-Bahn Verspätung», sagte Wolfgang Hauner, Sprecher der Bundespolizeiinspektion München, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Zug aus München Richtung Wolfratshausen sei etwa zehn Minuten zu spät gewesen, der Grund hierfür sei noch unbekannt. Ob es einen Zusammenhang zu dem Unfall gebe, sei völlig offen, betonte Hauner. Anwohner hatten berichtet, eine Bahn habe vergleichsweise lange am Bahnhof gestanden. Bei der Deutschen Bahn war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen.

+++ Update 13:15 Uhr +++

Nach Worten des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann prüfen die Ermittler derzeit, ob der Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen in Schäftlarn durch menschliches Versagen verursacht wurde. «Ein technisches Problem wird derzeit ausgeschlossen», sagte er der «Bild»-Zeitung».

Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» verfügte die eingleisige Strecke über ein Sicherungssystem der Punktförmigen Zugbeeinflussung (PZB). Das System habe in der Unfallsituation angeschlagen und mindestens einen Zug gebremst.

Die Stadt München fordert, Konsequenzen aus dem S-Bahn Unglück zu ziehen. Oberbürgermeister Dieter Reiter hat sein Bedauern über das Unglück geäußert. Außerdem sagt er, dass solche Unfälle zukünftig nicht wieder passieren sollen. Ein zweigleisiger Ausbau an dieser Strecke und auch auf allen anderen Strecken soll überprüft werden. 

Nach neuesten Erkentnissen soll ein Lokführer bei dem Zugunglück gestern ein rotes Siganl übersehen haben. Dies ist aber offiziell noch nicht bestätigt. 

Der S-Bahnunfall von Schäftlarn hat im LMU-Klinikum Großhadern einen Alarmplan ausgelöst. Das Klinikum sei als überregionales Traumazentrum für den Bereich München-Oberbayern Süd bei diesem sogenannten Massenanfall von Verletzten (kurz: MANV) eingebunden worden, teilte das Klinikum am Dienstag mit. Binnen kürzester Zeit seien in der Notaufnahme neun Schockraumteams und neun OP-Säle zur Verfügung gestellt worden. Auch zusätzliche Intensivkapazitäten wurden geschaffen, die teilweise gebraucht wurden.

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Am Tag nach dem schweren S-Bahnunfall gleicht  der Unfallort immer noch einem Trümmerfeld.  Viele Fragen sind noch ungeklärt: Im Fokus steht vor allem die Ursachenforschung. Wie konnte es zu dem Unglück kommen, bei dem ein Fahrgast starb und viele Menschen verletzt wurden?

Fahrgäste berichten, dass vor dem Zusammenprall die S-Bahnen immer wieder gebremst und angefahren sind. Ein 24 jähriger wurde vor Ort totgeborgen, die Zahl der Verletzten ist auf 18 gestiegen, darunter auch die beiden Lokführer.

Wie Polizeisprecher Andreas Franken der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, hätten fünf Menschen schwere Verletzungen erlitten, 13 seien mittelschwer verletzt worden. Bei dem getöteten Fahrgast handelte es sich demnach um einen 24-jährigen Afghanen.

Die Gleise liegen erhöht auf einem Bahndamm, was die Rettungsarbeiten und die Bergung der verkeilten Züge erschwerte. Bis in die Nacht hinein waren die Einsatzkräfte vor Ort. Insgesamt waren etwa 680 Angehörige von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdiensten und THW beteiligt. Die Staatsanwaltschaft München I leitet laut Polizeisprecher die Ermittlungen zur Unfallursache, Gutachter sollen ihre Arbeit dabei unterstützen.

 

 Erste Zeugen wurden vernommen, wie die Polizei am Dienstag mitteilte.

Die Fahrtenschreiber beider Triebwagen seien sichergestellt worden. Mit Drohnen wurde der Unfallort südlich von München aus der Luft fotografiert - für die Ermittlungen, aber auch zur Vorbereitung der Bergung. Diese werde nicht vor Mittwoch beginnen, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag.

Die Bahnstrecke bleibt bis auf Weiteres gesperrt, ebenso die Bundesstraße, die knapp unter der Unfallstelle vorbeiführt. Wie es hieß, muss nicht zuletzt die Statik des Bahndamms geprüft werden. Die Deutsche Bahn gab am Dienstag keine Prognose, wann die Strecke wieder freigegeben werden kann. Vorerst liefen weitere Untersuchungen. Erst nach der Freigabe der Unfallstelle könne die DB mit den Aufräum- und Reparaturarbeiten beginnen. Schäden an der Infrastruktur könnten erst abschließend begutachtet und behoben werden, wenn die Züge abtransportiert worden seien. Ein Ersatzverkehr sei eingerichtet.

Auf der Strecke war es bereits im August 2021 zu einem ähnlichen Zwischenfall gekommen: Damals fuhren bei Icking zwei S-Bahnen auf der eingleisigen Strecke aufeinander zu. Die Lokführer konnten damals noch rechtzeitig bremsen, dabei kamem die S-Bahnen dann 150 Meter entfernt zum Stehen.

07:30 Uhr, 15.02.22