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Sensationssieg gegen Frankreich: DHB-Team spielt um WM-Gold
Bundestrainer Markus Gaugisch stand mit einem leichten Lächeln am Spielfeldrand, als die deutschen Handballerinnen ihren Emotionen nach dem Triumphmarsch ins WM-Finale und dem Gewinn der ersten Medaille seit 18 Jahren freien Lauf ließen. «Ich spüre einfach nur Zufriedenheit. Hut ab vor den Mädels», lobte Gaugisch nach dem sensationellen 29:23 (15:12)-Sieg der DHB-Auswahl gegen Titelverteidiger Frankreich im Halbfinale.
Angeführt von der überragenden Torhüterin Katharina Filter machte das deutsche Team die Sensation perfekt und spielt am Sonntag um das erste Gold seit 1993. «Ich kann gar nicht genau sagen, was da gerade passiert ist. Phänomenal», sagte Kapitänin Antje Döll, die mit neun Toren beste DHB-Werferin war. «Es war ein geiles, tolles Spiel.»
Schon vor dem Endspiel am Sonntag gegen den favorisierten Olympiasieger Norwegen - das Team setzte sich mit 35:25 gegen Co-Gastgeber Niederlande durch - haben die DHB-Frauen das erste WM-Edelmetall seit Bronze 2007 sicher. Ein sportliches Märchen, das in dieser Form vielleicht sogar goldene Konturen annimmt. «Wir sind im Finale. Jetzt wollen wir das auch gewinnen», blickte Gaugisch kämpferisch voraus.
Revanche für Olympia
Mit dem beeindruckenden Sieg gegen Angstgegner Frankreich revanchierte sich Deutschland zugleich für die 23:26-Niederlage im Olympia-Viertelfinale im Vorjahr. Es war zugleich der erste Pflichtspielsieg gegen die Équipe Tricolore nach zwei Jahrzehnten. Auf den Tag genau vor 20 Jahren hatte die DHB-Auswahl bei der WM in St. Petersburg letztmalig gegen die Französinnen gewonnen.
«Es ist Wahnsinn. Das waren 60 Minuten purer Kampf. Wir haben mit so viel Selbstverständlichkeit gespielt. Mega cool», sagte Rückraumspielerin Viola Leuchter. Und Emily Vogel, deren Mutter Andrea vor 32 Jahren beim bisher einzigen gesamtdeutschen WM-Triumph dabei war, jubelte: «Unfassbar, dass wir uns mit einer Medaille belohnt haben. Einfach geil.»
Kanzler und Bundespräsident gratulieren
Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gratulierte. «Was für ein Spiel», schrieb Merz bei X und zeigte sich begeistert vom Kampfgeist und Können des deutschen Teams. «Jetzt heißt es: voller Einsatz für den letzten Schritt. Ganz Deutschland fiebert mit.» Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilte über Instagram mit: «Das ist großartig! Toi, toi, toi für Sonntag!»
Glaube ans Finale war «unnormal groß»
Auch wenn die Rollen vor Anpfiff klar verteilt waren, war der Glaube an einen deutschen Sieg «unnormal groß», wie Vogel betont hatte. Die herausragende Abwehr, eine starke Kathi Filter im Tor und eine ungewohnte Kaltschnäuzigkeit im Angriff hatten im DHB-Kader nicht nur leise Medaillenträume geweckt. «Die Gier ist gewachsen», berichtete Gaugisch vor dem Anpfiff.
Für den DHB ist das WM-Wunder nicht nur ein sportlicher Erfolg. Die Auftritte vor mehr als 10.500 Fans in Dortmund und Millionen TV-Zuschauern sollen die Entwicklung des Frauenhandballs nachhaltig fördern und seine Sichtbarkeit weiter erhöhen.
Blitzstart für Deutschland
Spielt Deutschland künftig immer so wie in der Anfangsphase, dürften viele neue Fans hinzukommen. Kapitänin Döll traf alleine in der ersten Halbzeit fünfmal, Filter parierte sogar einen Siebenmeter und aus dem Rückraum knallten Vogel und Leuchter die Bälle mit über 80 Kilometern pro Stunde ins Tor. Selbst als die deutsche Riege aufgrund einiger technischer Fehler ihren Vier-Tore-Vorsprung einbüßte, brach das Team nicht ein.
Frankreichs Weltklasse-Torhüterin Hatadou Sako war zunächst überhaupt kein Faktor. Die hunderten angereisten deutschen Fans trauten ihren Augen kaum, als sie ihr Team bei einer Führung von drei Toren in die Pause verabschiedeten. «Mein Herz springt, ich bin begeistert», fasste Teammanagerin Anja Althaus die Stimmung am ARD-Mikro zusammen.
Großmeister Frankreich wirkte angeschlagen. Nicht einmal sechs Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, da nahm Trainer Sebastien Gardillou eine Auszeit. Die deutschen Fans feierten mit «Katharina Filter»-Sprechchören. «Ich hatte ein gutes Gefühl und bin gut reingekommen. Ich bin froh, dass ich so helfen konnte. Aber die Abwehr stand auch bombensicher», sagte die 26-Jährige.
Die Französinnen wurden immer unruhiger und agierten immer härter - Onacia Ondono sah nach einem rüden Foul an Nieke Kühne die Rote Karte. Eine Viertelstunde vor Spielende wurde das WM-Wunder beim Stand von 22:18 immer realer, zumal Filter weiter ein starker Rückhalt für die kämpferisch und spielerisch überzeugende DHB-Auswahl war.
Sieben Minuten vor Ultimo hatte sich Deutschland beim 25:20 sogar ein Fünf-Tore-Polster erarbeitet. Die Uhr tickte für das deutsche Team, das seine Angriffe nun lange ausspielte. Frankreich steckte jedoch nicht auf und verkürzte zweieinhalb Minuten vor Schluss auf drei Treffer. Doch dann zog Leuchter zum Kreis und löste mit ihrem Tor bereits vor der Schlusssirene Jubel auf der deutschen Bank aus.