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Lange Party-Nacht: VfB mit Cup-Triumph gegen Arminia-Helden
Angeführt von Nationalspieler Angelo Stiller genossen die Profis des VfB die Ehrenrunde vor den Stuttgarter Fans auf rot erleuchteten Rängen. Nach dem ersten Titeltriumph im DFB-Pokal seit fast drei Jahrzehnten begann die lange Partynacht der Schwaben noch auf dem Rasen.
«Ich bin fix und fertig, die Emotionen kommen hoch», sagte VfB-Profi Maximilian Mittelstädt. «Das Gefühl ist unbeschreiblich», schilderte Mitspieler Deniz Undav den Moment mit den Fans. Trainer Sebastian Hoeneß freute sich noch über die innige Umarmung von seinem stolzen Vater Dieter, ehe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die große goldene Trophäe überreichte.
Anfangs ein Klassenunterschied
«Wir haben heute Geschichte geschrieben. Da können die Jungs stolz sein, was sie heute geleistet haben», sagte Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle und gab den Nonstop-Party-Befehl aus: «Heute werden wir auf keinen Fall ins Bett gehen.»
In einem lange extrem einseitigen Endspiel schlugen die Stuttgarter den Pokalschreck Arminia Bielefeld mit 4:2 (3:0). Die Basis für den Triumph legten die Tore von Nick Woltemade (15. Minute), Enzo Millot (22.) und Undav (28.). Die Schwaben zeigten einem der größten Final-Außenseiter der Pokalgeschichte vor 74.036 Zuschauern anfangs einen Klassenunterschied auf. Der VfB dominierte fast nach Belieben und legte nach dem Seitenwechsel mit Millots zweitem Treffer nach (66.).
Arminia schafft trotz Niederlage ein Novum
In der 82. Minute schrieb dann aber auch ein Bielefelder Pokal-Geschichte: Julian Kania erzielte den Anschlusstreffer für die Arminia, es war das erste Tor eines Drittligisten in einem DFB-Pokalfinale. Und dann stand es auf einmal sogar 2:4 nach einem Eigentor von Josha Vagnoman (85.). Doch mehr ging nicht mehr, Tränen der Enttäuschung ließen auch nicht auf sich warten. «Wir haben alles gegeben, wir haben nicht aufgegeben und das war das, was wir uns vor dem Spiel vorgenommen hatten», sagte Sport-Geschäftsführer Michael Mutzel vom Drittliga-Meister aus Bielefeld.
Während auf der Trophäe der Vereinsname der Schwaben eingraviert wurde, ließen aber auch die Bielefelder Fans ihre Spieler noch einmal für den sensationellen Lauf bis ins Finale hochleben. Selbst der Gegner zollte größten Respekt. Woltemade ging umgehend zu den Spielern. Er habe ihnen zur Leistung und zur ganzen Saison gratuliert, berichtete der erstmals in den Nationalmannschaftskader berufene Woltemade. «Ich finde, das gehört sich so.»
VfB schießt sich in den Europapokal
Letztlich endete eine wechselhafte Saison der Schwaben, in der längst nicht alles wie gewünscht lief, mit dem großen Happy End. Trotz Bundesligaplatz neun darf sich der VfB nun auf stimmungsvolle Europa-League-Abende in der nächsten Spielzeit freuen.
Mit dem ersten Titel der Vereinshistorie seit der Meisterschaft 2007 krönt die Elf die Entwicklung unter Hoeneß. Vor zwei Jahren hatte der Weg mit dem knapp vermiedenen Abstieg begonnen. Dann führte der Sohn von Dieter Hoeneß die Schwaben zur Vizemeisterschaft und nun zum insgesamt vierten Pokalsieg nach 1954, 1958 und 1997.
«Wir werden das Spiel angehen, als wäre es gegen Leverkusen, Bayern oder gegen Real Madrid», hatte Nationalstürmer Undav gesagt und davor gewarnt, die Arminen zu unterschätzen. Gesagt, getan.
Hoeneß: «Die Stadt vibriert»
Die Fans hatten sich schon seit Freitag in der Hauptstadt auf das Saison-Highlight eingestimmt. «Die Stadt vibriert», hatte VfB-Coach Hoeneß die Pokal-Atmosphäre beschrieben. In den VfB-Farben Weiß und Rot drängelten sich Tausende rund um die Gedächtniskirche.
Auch Ex-Bundestrainer Joachim Löw, Pokalchampion-Trainer von 1997, trat als Stimmungsmacher auf. Die Fans sangen ihre Vereinshymne über den «wilden Süden»: «Stuttgart kommt, Stuttgart kommt».
Und nach Choreographien von beiden Fanlagern setzte die Elf das gegen einen enttäuschenden Außenseiter prompt auf dem Rasen in die Tat um - zunächst in Person von Senkrechtstarter Woltemade. Nach einer Viertelstunde eröffnete der Stürmer mit dem ersten Treffer das VfB-Torfest, als er allein auf das Arminen-Tor zulief und cool blieb. Bielefelds Torhüter Jonas Kersken war zwar noch dran, konnte den frühen Rückstand für den ersten Finalisten aus der 3. Liga seit 24 Jahren aber nicht verhindern.
Stiller glänzt
Beim 2:0 konterten die Schwaben die Bielefelder nach einer Ecke aus. Undav behielt die Übersicht, Millot musste nur noch einschieben. Undav entfachte mit seinem Treffer schnell noch mehr Party-Stimmung unter den VfB-Anhängern.
An allen drei Toren in der ersten Halbzeit war Stuttgarts Taktgeber Angelo Stiller als Vorbereiter entscheidend beteiligt und unterstrich damit, warum die Stuttgarter so sehr auf ihn gehofft hatten. Wegen einer Bänderverletzung hatte sein Einsatz bis zum Finaltag auf der Kippe gestanden.
Bielefeld vergibt die erste Riesenchance
Die Partie war schon zur Halbzeit entschieden. Eine höhere Pausen-Führung als im 82. DFB-Pokalfinale hat es noch nicht gegeben. Dabei hätte das Zwischenergebnis angesichts der Stuttgarter Überlegenheit sogar noch höher ausfallen können.
Und das, obwohl es die Arminen waren, die eigentlich hätten in Führung gehen müssen. Mit der riesigen ausgelassenen Chance von Noah Joel Sarenren Bazee, der aus fünf Metern nur die Latte traf (12.), nahm der bittere Abend für die Bielefelder seinen Anfang. Sensationell hatte das Team von Trainer Mitch Kniat zuvor vier Erst- und einen Zweitligisten aus dem Pokal-Wettbewerb geworfen.
Vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestrainer Julian Nagelsmann, Löw oder auch VfB-Ikonen wie Giovane Elber und Krassimir Balakov machte der VfB auch in der zweiten Hälfte weiter Druck. Millot ließ die Stuttgarter mit seinem zweiten Treffer noch mal jubeln. Das Gegentor von Kania und das Eigentor von Vagnoman ließen die Arminen-Fans in der Kurve hüpfen und hoffen. Die Schlussoffensive hatte aber keine weiteren Folgen.