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Mythos Monaco: Wie die Formel 1 die Langeweile bekämpft
Im ikonischen Hafen von Monaco stehen die luxuriösen Jachten dicht an dicht, täglich wird es im Fürstentum trubeliger. Wie besonders das Formel-1-Spektakel an der Côte d’Azur ist, wird schon vor der ersten Ausfahrt am Freitag klar. Kaum ein Sportevent auf der Welt steht bei den Reichen und Schönen im Frühjahr so sehr im Fokus wie dieses. Monaco - das ist Luxus, sehen und gesehen werden. Sportlich war es zuletzt aber vor allem eines: ziemlich langweilig. Das soll sich am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) endlich ändern.
Erstmals und zunächst einmalig wird es bei diesem Grand Prix für alle Piloten verpflichtend zwei Boxenstopps geben. Damit reagiert der Motorsport-Weltverband Fia auch auf das Rennen im Vorjahr und erhofft sich durch mehr taktische Möglichkeiten höhere Spannung. Dank einer roten Flagge konnten die Fahrer ihre Reifen 2024 in der ersten Runde wechseln und erfüllten damit die Pflicht, mindestens zwei Reifenmischungen zu nutzen. Danach fuhren sie ohne Pause zu Ende, im Prinzip in der gleichen Reihenfolge. Action? Fehlanzeige!
Nirgendwo wird seltener überholt
Auf dem engen Asphaltband von Monaco gab es einen unspektakulären Heimsieg von Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Früher wurde beim speziellsten Grand Prix der Saison phasenweise gar nicht angehalten, die Fahrer nutzten nur einen Satz Reifen, die Startaufstellung gab meist die Reihenfolge im Ziel vor. Wird dieses Jahr nun dank der Sonderregel alles anders?
«Monaco war schon immer so, das ist ein Fakt», sagte der einzige deutsche Fahrer Nico Hülkenberg von Kick Sauber zu den wenigen Überholmanövern: «Ich bin offen, Neues zu probieren und bin gespannt, wie das jetzt sein wird.» Der 37-Jährige veranschaulichte auch die besonderen Herausforderungen für die Piloten: «Es ist der Ritt auf der Rasierklinge. Hier muss jeder Fahrer ein Stück aus seiner Komfortzone und ans Limit gehen. Mit den Leitplanken ist es hier so intensiv und so krass wie nirgendwo anders, kein anderer Kurs hat das.»
Fakt ist: Nirgendwo wird so selten überholt wie in Monaco. Gerade mal zwölf Manöver pro Rennen gab es durchschnittlich seit 1984. Nicht wenige würden gerne sehen, dass sich das ändert - Gedankenspiele dazu gibt es. Ein Umbau mit neuer Überholzone beispielsweise am legendären Schwimmbad könnte Abhilfe schaffen. Veränderungen scheiterten auch am Unwillen der oft als hochnäsig wahrgenommenen Veranstalter vom Automobile Club de Monaco.
Formel-1-Boss: Jeder Fahrer will im Fürstentum siegen
Und so gewinnt im Fürstentum weiterhin meistens der Fahrer, der auf dem ersten Startplatz steht. Das Qualifying am Samstag ist besonders wichtig, denn auf der mit 3,337 Kilometern kürzesten Strecke im Rennkalender ist das Überholen mit den breiten und langen Boliden kaum noch möglich. Trotz dieser Probleme wurde der Vertrag mit dem Kurs aber schon bis 2031 verlängert.
«Die Straßen von Monte Carlo sind einzigartig», sagte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali: «Der Grand Prix von Monaco bleibt ein Rennen, das alle Fahrer gewinnen wollen.»
Bei aller berechtigten Kritik ist Monaco für die Formel 1 ein Ort wie kein anderer. Superstars aus Hollywood und der Sportwelt sitzen auf den Tribünen und genießen bei besonderem Flair an der sonnigen Côte d’Azur eines der ältesten und traditionsreichsten Rennen im Motorsport. Den Großen Preis mit seinen enormen fahrerischen Herausforderungen kennt fast jeder. Juan Manuel Fangio, Niki Lauda, Ayrton Senna, Michael Schumacher - sie alle haben in den engen Straßen schon gesiegt.
Wenn das Herz höher schlägt
Der Fahrer ist in dem Nobelort mit nur rund 39.000 Einwohnern zu jeder Sekunde gefordert, denn die Leitplanken sind ganz nah, Fehler werden knallhart bestraft. «Du spürst es, dass dein Herzschlag jedes Mal etwas höher ist auf der Qualifikationsrunde als auf einer anderen Strecke. Da ist viel Adrenalin», sagte Weltmeister Max Verstappen schon. Die Fahrer lieben das, deswegen betonte Kollege Fernando Alonso auch: «Monaco gehört immer in den Rennkalender.»
Schon im ersten Formel-1-Jahr 1950 wurde in Monaco gefahren, seit 1955 gehört der Klassiker jährlich zum Programm. Noch im Vorjahr wurde spekuliert, dass Monaco seinen Stammplatz schnell verlieren könnte, es vielleicht nur noch alle zwei Jahre zum Rennen an der Mittelmeerküste kommt. Doch obwohl neue Bewerber für WM-Läufe mit viel Geld in den Markt drängen und alte Platz machen müssen, bleibt das Fürstentum dabei.
Im Fürstentum wird es richtig teuer
Monaco genoss in der Vergangenheit finanzielle Vorteile, zahlte deutlich weniger Antrittsgeld als andere Orte. Auch wenn offiziell keine neuen Zahlen bekannt sind, spricht viel dafür, dass sich das ändert und der Grand Prix auch dank höheren Zahlungen mindestens noch siebenmal stattfindet. Wer dabei sein will, muss ohnehin tief in die Tasche greifen. Die Liegegebühr für eine Woche im Hafen kann für die größten Privatjachten über 120.000 Euro betragen, auch VIP-Pakete gibt es für drei Tage mit Training, Qualifikation und Rennen im Bereich bis zu 20.000 Euro - natürlich ohne Hotelzimmer.
«Monaco ist wegen seines Erbes und seiner Geschichte dabei. Das ist alles», hatte Red-Bull-Teamchef Christian Horner bereits vor der jüngsten Vertragsverlängerung kritisiert und Veränderungen gefordert: «Auch das Kronjuwel muss mit der Zeit gehen. Wenn man stehen bleibt, geht man rückwärts.» Die neue Boxenstoppregel kann also nur ein Anfang sein.