S-Bahn Zusammenprall: Lokführer soll Notbremsautomatik bewusst umgangen haben

Zwei Tage nachdem südlich von München - bei Ebenhausen-Schäftlarn - zwei S-Bahnen frontal zusammen gestoßen sind, kommen jetzt Details zur möglichen Unfallursache ans Licht.

Offiziell bestätigen will das im Moment noch niemand. Recherchen von Gong 96.3 deuten auf eine fatale Fehlentscheidung eines der Lokführer hin.

Gong 96.3 Reporter Lennart Wenner:

"Wir haben Gesprächsnotizen der Bahn einsehen dürfen und die internen Untersuchungen nach Prüfung aller vorliegenden Daten lassen wohl auf menschliches Versagen schließen. Davon geht man aktuell bei der S-Bahn aus."

Was heißt das genau?  

"Das heißt: Der Lokführer, der mit der S-Bahn RICHUTNG München unterwegs war, soll wohl ganz bewusst ein Rotes Haltesignal überfahren haben. Das ist grundsätzlich nicht möglich, denn beim Überfahren eines solchen Signales bremst der Zug automatisch.
ES SEI DENN: Der Lokführer hebt diese Notbremsung Manuell auf! 

Das soll er in diesem Fall getan haben - das ist auch erlaubt, allerdings muss der Lokführer vorher mit dem Fahrdienstleiter in der Zentrale Kontakt aufnehmen und sich von IHM Grünes Licht dafür holen. So einen Funkanruf scheint es aber nicht gegeben zu haben..." 

  Warum gab es diesen Funkanruf nicht?  

"Möglicherweise weil er entschieden hat, dass in diesem Moment die Strecke laut Fahrplan frei sein müsste. Das sind aber alles Spekulationen!

Der Lokführer kann aufgrund seiner Verletzungen bis jetzt noch nicht im Krankenhaus befragt werden. Und ganz wichtig: Zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nichts über Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, natürlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung. Der andere Zug, der Richtung Wolfratshausen unterwegs war, soll übrigens dasselbe Rote Signal erhalten haben. Sein Zug wurde allerdings abgebremst, er war dem Aufprall also hilflos ausgesetzt."

 

Es gibt Indizien, dass es menschliches Versagen war - beim schlimmsten S-Bahn-Unglück seit Jahren. Ein mögliches Strafverfahren kann sich über einen langen Zeitraum ziehen. Wir bleiben für euch dran!

16.02.2022