Erster Affenpocken-Fall in Deutschland: Patient in Schwabinger Klinik

Erstmals ist auch in Deutschland ein Fall von Affenpocken nachgewiesen worden.

Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München habe am Donnerstag bei einem Patienten mit charakteristischen Hautveränderungen das Virus zweifelsfrei nachgewiesen, teilte der Sanitätsdienst der Bundeswehr am Freitag mit.

Bei dem Affenpocken-Patienten handelt es sich um einen aus Brasilien stammenden 26-Jährigen. Das gab das bayerische Gesundheitsministerium am Freitag bekannt. Er sei von Portugal über Spanien nach Deutschland gereist und seit etwa einer Woche in der bayerischen Landeshauptstadt. Zuvor sei er auch schon in Düsseldorf und Frankfurt am Main gewesen.

Der Patient werde nun auf einer Station in der Klinik Schwabing isoliert, hieß es vom Ministerium. Er hatte sich nach ersten Symptomen verantwortungsbewusst in ärztliche Behandlung begeben.

 

 Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Schwabinger Infektiologie erläutert: „Dem jungen Mann geht es gut – er hat sich sehr verantwortungsbewusst direkt nach Symptombeginn in medizinische Betreuung begeben, um andere vor einer Infektion zu schützen. Deshalb ist er auch weiter bei uns untergebracht, da wir von einer drei bis vier Wochen andauernden Infektiösität ausgehen.“

„Wir kennen den Erreger als eine Unterart des Pockenvirus, der normalerweise von Tieren auf Menschen übertragen wird. Eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung ist möglich, aber wurde bisher sehr selten beobachtet. Die westafrikanische Subvariante wird von den Institutionen als weniger gefährlich eingestuft. Affenpockenviren sind in West- und Zentralafrika bei Nagetieren verbreitet. Es ist daher ungewöhnlich, dass wir mehrere Fälle in unterschiedlichen Länder auch außerhalb Afrikas sehen, auch da das Virus sich nur durch engen Körperkontakt verbreitet ist. Die Infektionsketten müssen nun nachvollzogen und die Situation weltweit beobachtet werden."

 

Meist milde Verläufe

Die Unterart des Pockenvirus wurde erstmals 1958 in einem dänischen Labor bei Affen nachgewiesen. Das Virus ist auch auf den Menschen übertragbar. Affenpocken-Infektionen beim Menschen waren bislang vor allem aus Regionen West- und Zentralafrikas bekannt. 2003 ist das Virus erstmals außerhalb des Kontinents nachgewiesen worden. Der Nachweis erfolgt wie auch beim Corona-Virus über einen speziellen PCR Test.

Das Virus gilt als wenig ansteckend. Dem RKI zufolge geschieht eine Übertragung auf den Menschen häufig durch Kontakt mit infizierten Tieren oder tierischem Blut und Sekreten, über das Essen infizierten Affenfleischs sowie Tröpfcheninfektion. Zu den Symptomen zählen plötzlich einsetzendes Fieber, starke Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Halsschmerzen, Husten, häufig auch Lymphknotenschwellungen. Erkennbar ist die Infektion auch an einem pockentypischen Ausschlag, der meist beginnend vom Gesicht auf den Körper übergeht.

 

 

Großbritannien besorgt Impfstoff

Nach immer mehr Nachweisen von Affenpocken-Infektionen hat Großbritannien einem Bericht zufolge Pocken-Impfstoff eingekauft, der einen gewissen Schutz gegen die Erkrankung bieten soll. Eine Sprecherin der britischen Gesundheitsbehörde sagte, das Vakzin solle Menschen mit höherem Risiko einer Infektion angeboten werden. Das Risiko für die allgemeine Bevölkerung sei weiterhin sehr niedrig, hieß es. Es sind mittlerweile 20 Fälle nachgewiesen worden.

20.05.2022