Über 200 Andorid Apps können per Ultraschall mithören

Über 200 Android-Apps können laut Forschern die Smartphonenutzer per Ultraschall ausspionieren. Interessant soll das vor allem für die Werbeindustrie sein. Wir klären, wer solche Apps einsetzt und wie sie funktionieren.

Stell Dir vor, du sitzt ganz normal auf Deiner Couch und dein Fernseher spricht mit deinem Smartphone. So ähnlich könnte man das beschreiben, was jetzt Forscher der Technischen Universität in Braunschweig herausgefunden haben, nur, dass du nicht mithören kannst, weil du kein Ultraschall verstehst.

Laut den Forschungsergebnissen sind über 200 Android-Apps in der Lage und quasi ständig bereit Ultraschall-Töne, die das menschliche Ohr nicht wahrnehmen kann, zu empfangen. Diese könnten beispielsweise in TV-Werbungen versteckt gesendet werden. Damit ist es den Unternehmen möglich, Profile zu erstellen und Werbung zielgerichtet auszuspielen, denn so wissen sie, welcher TV-Zuschauer, welches Smartphone nutzt. Generell stufen die Forscher das sogenannte Ultraschall-Tracking als „eine Bedrohung für die Privatsphäre“ ein, da es unbemerkt das Sammeln von Infos über Standorte, Verhalten und Geräte ermögliche.

Die Technik lässt sich aber auch im Einzelhandel und anderen Anwendungsbereichen einsetzen. So könnte auch durch einen Ultraschallton im Supermarkt oder Schuhgeschäft die passende Werbung im Browser angezeigt werden.

Wirklich genutzt wird das Ultraschall-Tracking allerdings in Deutschland noch nicht. Im asiatischen Raum weiß man allerdings zum Beispiel von einer Integration in der McDonalds App.

Zahl der Zuhörer-Apps steigt

Auch wenn sich 234 bei 1,3 Millionen Apps nicht gerade viel anhört: Die Zahl der Apps, mit denen der heimliche Ultraschall-Empfang möglich ist, ist jedenfalls gestiegen. So hatten die Forscher im Playstore Ende 2015 nur knapp 40, mittlerweile schon 234 davon entdeckt. Für Datenschützer ist das ein schlechter Trend, denn sie befürchten, dass man duch die Technik leichter durchschaubar und weniger anonym wird. Zudem haben die Forscher auch nur die einschlägigsten Lauschtechniken geprüft und keiner weiß genau, wie viele es davon möglicherweise noch gibt.

Die gute Nachricht:

Viele der gefundenen Apps, kennen wir in Deutschland gar nicht wirklich, außerdem wurde bisher auch keine TV-Werbung ausfindig gemacht, die hierzulande Ultraschall-Signale sendet. So sagte uns Christian Solmecke, Anwalt für Medienrecht, dass die Technologie in Deutschland illegal sei. Man dürfte Menschen damit nicht "einfach so verfolgen". Zusätzlich müssten Software-Anbieter in Deutschland den Nutzern genau sagen, was in einer App drinsteckt und dürften nicht noch versteckte Funktionen mit reinpacken.

Würde das in Deutschland kommen, ist er sich sicher, dass es die Gerichte schnell wieder verbieten würden. In Europa würde 2018 außerdem die sogannte Datenschutzgrundverordnung in Kraft treten, die das Datenschutzrecht nochmal ein wenig strenger machen würde. Insofern glaube er nicht, dass in Zukunft solche Tracking-Technologien erlaubt werden - ganz im Gegenteil: Nutzer müssten dann noch klarer informiert werden und dürften ohne Zustimmung auch gar nicht geortet werden.