Amoklauf am OEZ: Dramatische Szenen im Prozess gegen Waffenbeschaffer

Während der Plädoyers verließen mehrere Angehörige unter Tränen den Gerichtssaal.

Im Prozess gegen den Waffenbeschaffer des Münchner Amokläufers haben mehrere Angehörige am Montag unter Tränen den Gerichtssaal verlassen. Ein Nebenkläger sprach in seinem Plädoyer vor dem Landgericht München I gerade über die Anzahl der Schüsse, die die neun Todesopfer am Olympia-Einkaufszentrum getroffen hatten. Eine Nebenklägerin hielt sich die Ohren zu und verließ den Gerichtssaal, weitere Angehörige brachen in Tränen aus. Auch drei sichtlich mitgenommene Hinterbliebene aus den Zuhörerreihen verließen unter Tränen den Raum - einer schlug zuvor gegen eine Wand.

In dem Prozess haben mehrere Vertreter der Nebenklage hohe Haftstrafe von zehn oder elf Jahren gefordert. Dem Angeklagten werden unter anderem illegaler Waffenhandel, fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung vorgeworfen. Zwei Vertreter von Hinterbliebenen bekräftigte zudem am Montag vor dem Landgericht München I die Ansicht auch anderer Nebenkläger, dass Philipp K. sich
auch wegen Beihilfe zum Mord verantworten müsse. Er habe durch den Verkauf von mehreren Hundert Schuss Munition den Amoklauf billigend in Kauf genommen.

Der 33-Jährige habe nach dem Motto gehandelt: "Was kümmert mich das Leid der anderen - Hauptsache, der Umsatz stimmt", sagte Rechtsanwalt Jochen Uher. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits am vergangenen Mittwoch plädiert und eine Haftstrafe von sieben Jahren und zwei Monaten gefordert.

Der Angeklagte aus Marburg (Hessen) hatte zu Prozessbeginn zugegeben, dass er die Schusswaffe verkauft hatte, mit der der 18-jährige David S. am 22. Juli 2016 am Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen und sich selbst tötete.  

Mehr als 15 Rechtsanwälte vertreten rund 25 Angehörige der Opfer in dem Prozess. Ein Urteil wird erst in den nächsten Verhandlungstagen erwartet.