Vergiss die Wurst: Grillen mal ganz anders

Grillen über den Dächern: Der vielleicht liebste Sommer-Zeitvertreib vieler Münchner. Doch so trendig viele auch dabei aussehen, auf dem Grill liegen meist Dinge, die schon Opa in den 60ern auf seinen Grill legte. Dabei geht es mit etwas Vorbereitung auch noch ganz anders. 
 

München ist stockkonservativ – zumindest was seine liebste Schönwettermahlzeit, das Grillen, anbelangt. Klar, wir gehen in Restaurants wie das VIB, lassen uns dort ausländische Grillspezialitäten schmecken. Aber wird der Grill auf den Balkon gerollt oder es sich mit Kohle und Anzündern in der Natur gemütlich gemacht, dann liegen auf dem Rost wieder die Klassiker: Bratwurst und Steak. Okay, manche variieren zwischen Kräuter- und Paprikamarinade. Andere packen Nürnberger aufs heiße Eisen, ganz Mutige gar „Exotisches“ wie Thüringer. Wenigstens bei der Frage, welcher Wein zu welchem Grillgericht passt, sind wir zumindest halbwegs kreativ. Geht es aber darum, mal etwas ganz anderes zu grillen, benehmen sich die meisten Münchner wie der sprichwörtliche Bauer: Der isst nur das, was er kennt. Da das momentane Wetter aber noch richtig schön ist und sich die Grilltemperaturen auch noch im September halten, ist das Grund genug, dem geneigten Leser mit einigen alternativen Grillrezepten den Mund wässerig zu machen. Und, keine Sorge, Steaks und Würstchen kommen auch in der folgenden Liste vor.

1. Kotelett Italia

Zutaten: 4 Schweinekoteletts, 4 Kartoffeln, 1 Dose Tomatenmark, 2 EL geriebener Käse, Salz, Knoblauchpulver, Pfeffer, Olivenöl

Koteletts haben sich etwas aus unserer Küche verabschiedet. Dabei ist das Fleisch, das aus dem Rippenstück von Schwein, Kalb und Rind gewonnen wird, nicht nur zart, sondern auch noch günstig – so günstig, dass einige Kreative gar eine Kotelett-Torte bauen.

Fürs Kotelett Italia muss das Fleisch an der knochen-abgewandten Seite mit einem scharfen Messer wie eine Semmel eingeschnitten werden, sodass eine Tasche entsteht. Dann werden die Kartoffeln geschält und gerieben. Dorthinein kippt man den geriebenen Käse sowie das Knoblauchpulver, Pfeffer und Salz und vermengt alles zu einer Masse. Diese wird nun in die Koteletts eingefüllt und die Öffnung mit einem Zahnstocher verschlossen. Dann das Fleisch rundum mit dem Olivenöl einpinseln und von jeder Seite für sieben Minuten grillen. 

2. Kalbsmedaillons Straßburg

Zutaten: 4 Kalbsmedaillons, 8 Scheiben Toast, 20g Butter, 4 Eier, 50g Margarine, 4 Sardellenfilets, Salz, Paprika, Schnittlauch, Zitronensaft

Ein in der Region um Straßburg bekanntes Rezept sind die Kalbsmedaillons. Das vielleicht Beste daran: Obwohl die Zutatenliste verhältnismäßig lang ist, dauert die Vorbereitung nur wenige Minuten und es lässt sich ohne Besteck essen.

Zunächst wird die Butter in einer Pfanne auf dem Grill erhitzt. Dann wird der Toast darin goldbraun angebraten und auf die oberste Grillebene gepackt, damit er warm bleibt. Die Medaillons werden nun von jeder Seite für zwei bis vier Minuten gegrillt. Während dieser Zeit die Eier vorsichtig in die Pfanne gleiten lassen und zum Spiegelei braten. Nun vier Toastscheiben in der Mitte rund ausschneiden. Auf die intakten Toasts wird je ein Medaillon gelegt und mit Zitronensaft beträufelt. Darauf je ein Spiegelei und kreuzweise darüber eine halbierte Sardelle. Schnittlauch kleinhacken und zusammen mit Paprika über alles streuen. Nun die ausgeschnittene Toastscheibe so darüberlegen, dass das Eigelb sichtbar bleibt. 

3. Kebab – Ägypten-Style

Zutaten: 750g Lammkeule, 200g durchwachsener Speck, 8 Zwiebeln, 8 Tomaten, 4 Lorbeerblätter, 1 Tasse Olivenöl, 4 Knoblauchzehen, 1TL Rosmarinpulver, 1TL Thymian, Salz, Pfeffer, Holzspieße

Kebab verbinden die meisten Münchner mit dem, was es in den aktuell fast 70 Dönerbuden der Landeshauptstadt zu kaufen gibt. Allerdings: Das ist Döner Kebab. Unser Grill-Kebab verhält sich dazu etwa wie Jägerschnitzel von der Bude zum Cordon-Bleu im Restaurant. 

Zunächst wird die Marinade vorbereitet. Dazu das Öl in eine Schüssel kippen. Die Knoblauchzehen schälen, zerdrücken (alternativ fein hacken) und zusammen mit Rosmarin, Thymian, Salz und Pfeffer dazugeben und vermischen. Nun das Fleisch in zwei bis drei Zentimeter dicke Würfel schneiden, in die Marinade legen und mindestens drei Stunden ziehen lassen.

Anschließend den Speck in dünne Scheiben schneiden. Dann die Tomaten und die Zwiebeln halbieren. Jetzt das Fleisch aus der Marinade nehmen und mit Küchenrolle abtupfen. Alle Zutaten abwechselnd auf die Spieße stecken und zwar in der Reihenfolge Tomate, Speck, Lamm, Zwiebel, Lamm. Dann die Spieße auf den Grillrost legen und für rund 35 Minuten unter mehrfachem Wenden knusprig braun grillen. 

4. Räubersteaks

Zutaten: 500g Hackfleisch gemischt, 3 Zwiebeln, 2 Semmeln, 40g Butter, 2TL Senf, Worcestersoße, Salz, Pfeffer, Chiliflocken, 100g Schafskäse, 100g Kräuter-Frischkäse, 100g Peperoni, 100g Speckwürfel, 8 Oliven

Die Räubersteaks sind die äußerst herzhafte Variante des klassischen Hackbratens, werden aber nicht als ein „Klumpen“ in den Ofen gepackt, sondern zu einzelnen Steaks geformt – aber nicht die langweilige, von vielen Studenten verhasste Variante. Los geht es damit, die Semmeln in Wasser einzuweichen. Dann ausdrücken und zusammen mit dem Hackfleisch in einer Schüssel verkneten. Die Zwiebeln hacken, in Butter kurz andünsten und zusammen mit Senf, Worcestersoße, Salz, Pfeffer, den Chiliflocken sowie den Eiern vermengen und für eine Stunde in den Kühlschrank stellen.

Anschließend die Masse zu rund ein Zentimeter dicken, sechs Zentimeter durchmessenden Steaks formen und auf Alufolie legen. Schafs- und Frischkäse vermischen und auf die Hälfte der Steaks verteilen. Dann den Speck anbraten und zusammen mit den gehackten Oliven auf den Käse legen. Die anderen Steaks werden nun obendrauf gelegt. Dann alles mit dem Öl bepinseln und mit einem durchgestochenen Zahnstocher fixieren. Nun für je acht bis zehn Minuten pro Seite grillen. 

5. Ismaninger Wurstkörbchen

Zutaten: 4 dicke Scheiben Bierwurst, drei Bratwürste, 1 Zwiebel, 4 dicke Scheiben würziger Käse, 4 Eier (optional), 40g Butter, Pfeffer, Paprika, 2TL Tomatenmark, Alufolie

Wie versprochen kommt auch die deutsche Bratwurst in dieser Rezeptsammlung noch zu Ehren, allerdings etwas alternativ. Und zunächst ist Bastelstunde angesagt: Aus der Alufolie werden acht Blätter von je 30 Zentimeter Seitenlänge ausgeschnitten. Je zwei übereinanderlegen und zu einem Körbchen formen. Diese auf den Grill stellen und die Butter darin schmelzen lassen. Dann die Zwiebel kleinhacken, auf die Körbchen verteilen und etwas anrösten. Jetzt die Bratwürste kleinschneiden. Anschließend die Bierwurstscheiben in die Körbchen legen aber – ganz wichtig – vorher nicht die Pelle entfernen. Dadurch biegen die Scheiben sich nämlich ebenfalls zu kleinen Körbchen. Nun auf jede Scheibe Bratwurststücke und einen halben Teelöffel Tomatenmark geben und das Ganze mit einer Käsescheibe abdecken. Wer mag, kann darüber noch ein Ei schlagen. Dann die Alufolie mit der Grillzange oben zusammendrücken. Nach ungefähr acht Minuten auf dem Grill sollte das Ei fest und der Käse flüssig geworden sein. 

6. Atlantik-Rouladen

Zutaten: 4 Fischfilets nach Wahl, 1 Zitrone, 100g Krabben, 50g Butter, Salz, Pfeffer, Dill, Alufolie

Die Atlantik-Rouladen geben einem Münchner Grillfest das zurück, was viele nach dem Ende des Urlaubs schmerzlich vermissen: Einen gewissen Meeres-Touch. Die Fischfilets werden zunächst unter kaltem Wasser abgespült und dann mit Küchenrolle trockengetupft. Anschließend auf die Alufolie legen und mit Zitronensaft beträufeln. Etwas Salz und Pfeffer darüber streuen. Nun die Krabben großzügig auf den Filets verteilen und anschließend den Dill fein hacken (muss frisch sein). Dann die Butter in der Pfanne flüssig werden lassen und auf die Krabben gießen. Bevor sie abkühlt, auch noch den gehackten Dill darüber streuen. Dann das Ganze vorsichtig wie eine normale Roulade aufrollen und mit Rouladenklammern oder Zahnstochern fixieren. Anschließend nochmals mit Butter bestreichen und mit der Alufolie auf den Grill legen. Jede Seite acht bis zehn Minuten lang grillen.

7. Kohlrabi-Bomben

Zutaten: 4 große, frische Kohlrabi, 250g Hackfleisch gemischt, 1 Ei, 3EL Semmelbrösel, Salz, Pfeffer, Muskat, Paprika süß

Kohlrabi sind ein vollkommen zu Unrecht vernachlässigtes Gemüse: Nicht nur, dass die zarten Pflänzchen nur wenige Wochen zwischen Aussaat und Ernte benötigen, sie sind auch noch zart und enthalten Massen von gesunden Nährstoffen und Vitaminen. Grund genug, die schnöde gefüllte Paprika zur Seite zu schieben und sich an die Kohlrabi-Bomben zu machen: Die Kohlrabi werden geschält und dann als Ganzes in Salzwasser gekocht, bis sie fast gar sind. Das dauert ca 15 bis 20 Minuten. Lässt sich eine Gabel fast ohne Kraftaufwand einstechen, wird es Zeit, das Gemüse herauszunehmen und abkühlen zu lassen. Dann oben einen Deckel abschneiden und den Rest mit einem Löffel soweit ausnehmen, dass eine feste „Schüssel“ entsteht. Das Innere nicht wegwerfen, denn das wird nun kleingehackt und mit dem Hackfleisch vermischt. Dann das Ei, die Semmelbrösel und die Gewürze über die Masse streuen und gut durchkneten. Diese Mischung wird in die Kohlrabi gefüllt und das Ganze dann auf Alufolie für 20 bis 30 Minuten durchgegrillt

Fazit

Natürlich kann man auch vor dem nächsten Grillabend wieder zum Münchner Metzger seiner Wahl gehen und sich dort mit marinierten Steaks und Würstchen eindecken – aber das ist eben langweilig. Wer ein wenig Kreativität zeigt und ein paar Minuten in die Vorarbeit investiert, legt Dinge auf den Grill, die andere eher im feinen Restaurant vermuten würden – dass die Rezepte sich allesamt in einer Viertelstunde vorbereiten lassen, dürfen die Griller natürlich verschweigen.

 

 

Bildquellen:

1) fotolia.com © gstockstudio

2) fotolia.com © anna_shepulova

3) fotolia.com © silencefoto

4) fotolia.com © Printemps

5) fotolia.com © nungning20