Soll das Sitzenbleiben abgeschafft werden?

Gründe für und gegen die "Ehrenrunde" in der Schule.

Sollte das Sitzenbleiben in der Schule abgeschafft werden? Das zumindest fordert die Roland-Berger-Stiftung. Dort sieht man es als pädagogisch unsinnig an - und auch als zu teuer. Das deutsche Schulsystem solle stattdessen optimiert werden. 

Die Stiftung argumeniert, wenn Kinder und Jugendliche nur in ein oder zwei Fächern keine guten Leistungen brächten, hieße das noch lange nicht, dass sie das ganze Jahr in allen Fächern wiederholen müssen. Die Alternative:  Ein modularisiertes System, bei dem die Schüler nur in den Fächern intensiver gefördert werden, in denen sie Schwierigkeiten haben. Bei Schülern, die eine Jahrgangsstufe zurückgesetzt werden, kann es vorkommen, dass sie in den Fächern, in denen sie schon immer gute Leistungen gebracht haben, unterfordert sind und sie dadurch sogar schlechtere Leistungen abliefern.

Nachdem die Forderung der Roland-Berger-Stiftung jetzt öffentlich gemacht wurde, hofft man dort auf eine breite Diskussion - im Idealfall auf die tatsächliche Besserung des Systems.

Dabei hat die Stiftung mächtige Fürsprecher: Der Bayerische Elternverband schließt sich der Forderung an.  Demnach trägt Sitzenbleiben nur zur Demotivation bei. Wie auch die Roland-Berger-Stiftung, finden die Mitglieder des Elternverbands, dass ein Wiederholungsjahr Schülern nur Langeweile und dadurch schlechtere Leistungen bringt. Ihre Forderung ist es, dass jeder Schüler in seinem eigenen Tempo lernen soll, ohne von den eigentlichen Lernzielen abzuweichen.  

Das Kultusministerium lehnt die Forderung strikt ab 

Ganz anderer Meinung ist da das Kultusministerium. Dort sieht man das Wiederholen nicht als Strafe, sondern vielmehr als Chance und somit als pädagogisches Instrument, um die bestmögliche Leistung der Schüler zu bekommen. Die Schüler könnten dadurch ihre Wissens- und Kompetenzlücken schließen, Problemen in den Folgenjahren würde vorgebeugt. Das Sitzenbleiben kann natürlich auch vermieden werden - einerseits geht das durch das sogenannte „Vorrücken auf Probe“ aber auch durch eine Nachprüfung am Ende des Schuljahres. Allgemein sollte es aber die letzte Möglichkeit kein, die von Schulen ergriffen wird, um Schüler zu fördern und ihnen einen möglichst guten Schulabschluss zu ermöglichen.

Philologenverband ist skeptisch

Auch der Bayerische Philologenverband sieht die Sache kritisch: Das Sitzenbleiben habe nämlich den Zweck die Schüler noch besser auf den Schulabschluss vorzubereiten. Schüler, die nicht die Chance bekämen durch Wiederholen ihre Kenntnisse wieder aufzubauen und Wissenslücken zu schließen, hätten beim Schulabschluss schlechte Karten, diesen gut zu bestehen. Natürlich sei es für Schüler keine schöne Maßnahme, allerdings sehen es die Mitglieder des Philologenverbands, genau wie das Kultusministerium, dies auch als letzte Möglichkeit. Das nächste Problem an der Forderung ist, dass es nicht genügend Studien gibt, die den Vorteil des Abschaffens wirklich bestätigen. Auch haben Umfragen unter Schülern ergeben, dass eine Abschaffung nicht bei allen so gut ankommt.