So fährt es sich auf Münchens Straßen – Rushhour, Staurekorde und unpassendes Verhalten von Autofahrern

Gerade in der Großstadt macht das Autofahren nur selten Spaß, viel zu häufig sind die Fahrer mit Staus, Blitzern und einem ungünstigen Straßennetzwerk konfrontiert. Auch München macht hierbei keine Ausnahme, zumal die Stadt verhältnismäßig wenig Platz für Pendler und heimische Autofahrer bietet. Selbst für die eigenen Bürger sind laut eines Berichts der Süddeutschen nicht ausreichend Parkplätze vorhanden, dementsprechend sind viele also fast schon dazu gezwungen, falsch zu parken. Wer dabei erwischt wird, muss mit einem Strafgeld von mindestens 15 Euro rechnen und wird im Zweifelsfall abgeschleppt – das kann inklusive der Taxifahrt zur Verwahrstelle sowie den Abschleppkosten durchaus um die 150 Euro kosten. Ein weiterer Wehrmutstropfen für Autofahrer: in keiner anderen Großstadt soll das Parken so teuer sein wie in München, wie vor allem auswärtige Besucher feststellen müssen. Abseits dessen sorgen aber auch die vollen Straßen dafür, dass so mancher Autofahrer mittlerweile lieber auf öffentliche Verkehrsmittel zurückgreift und sich nicht mehr über lange Standzeiten auf der Straße ärgern möchte

Stau in der City

In seinem aktuellen Stau-Bericht hat der Navi-Hersteller TomTom ermittelt, wie sich der Münchner Verkehr derzeit und in jüngster Vergangenheit entwickelt hat. Die Daten behandeln die vergangenen vier Jahre und zeigen anschaulich, dass das Verkehrsaufkommen nochmals für längere Standzeiten sorgt, unter denen insbesondere Pendler zu leiden haben. Einige interessante Eckdaten, die durch die Analyse gesammelt werden konnten, sind folgende:

  • Was den Stau betrifft, so liegt München weit vorne im deutschlandweiten Vergleich. Die bayerische Hauptstadt landet auf Rang vier nach Stuttgart, Hamburg und Köln.
  • In den letzten vier Jahren hat das Stauverhalten in München stetig zugenommen. Darüber hinaus hat es sich außerdem weiter in Richtung Autobahnen verlagert. Das wirkt sich vor allem auf Pendler aus, die berufsbedingt in die Stadt kommen.
  • Wer den Stau möglichst vermeiden will, der sollte am besten nicht von 17 bis 18 Uhr zwischen Montag und Donnerstag auf der Straße unterwegs sein. Denn zu diesen Zeiten sind die Straßen am vollsten. Interessanterweise gestaltet sich das Stauaufkommen freitags aber deutlich geringer. Grund dafür ist vermutlich, dass viele Pendler nur eine Vier-Tage-Woche haben. Wer diese Zeiten für sich nutzen möchte, der sollte dementsprechend freitags fahren und an einem der verkehrsreicheren Tage zu Hause bleiben.
  • Betroffen von Staus ist vor allem die Strecke entlang des Mittleren Rings, wobei der Luise-Kiesselbach-Tunnel nicht miteinberechnet ist (die dortige Verkehrsführung entstand erst nach dem Studienzeitraum).
  • Im vergangenen Jahr fand der schlimmste Stau-Tag in München am 7. Oktober statt. Grund dafür war einerseits die Sperrung der S-Bahn-Stammstrecke und andererseits ein starker Regenfall.

Wie sich der Stau in den letzten vier Jahren entwickelte, zeigt folgende Analyse noch detaillierter:

Quelle: http://www.tz.de/muenchen/stadt/stau-schau-2015-muenchner-pendler-stehen-noch-laenger-6243937.html

Stress im Straßenverkehr

Dass es bei so viel „Stop-and-Go“ auf der Straße mitunter zu Stress und Anspannung kommen kann, überrascht nicht weiter. Aggressionen gehören daher zum Alltag vieler Verkehrsteilnehmer, sei es durch eine unnötige Drängelaktion, einen Fingerzeig oder aufgrund eines Hupkonzerts. Der ADAC benennt diesbezüglich fünf unterschiedliche Stresstypen, die im Straßenverkehr deutlich werden.

  1. Konfrontative Fahrer – der konfrontative Fahrer hat einen aggressiven und schnellen Fahrstil. Er macht Gebrauch von Lichthupe, Hupe und Beleidigungen und versucht seine Ansprüche ohne Rücksicht durchzusetzen.
  2. Alleskönner – er fühlt sich sicher im Straßenverkehr und verfügt über große Fahrpraxis, allerdings ist er sich selbst gegenüber nur wenig selbstkritisch. Änderungen seines Fahrstils hält er für überflüssig.
  3. Verantwortungsbewusster Fahrer – verantwortungsbewusste Fahrer lernen aus ihren Fehlern und betrachten ihr Fahrverhalten kritisch. Im Straßenverkehr sind sie die idealen Teilnehmer.
  4. Unsicherer Fahrer – unsichere Fahrer haben bisher nur wenig Fahrpraxis gesammelt und schätzen sich selbst daher als unerfahren ein. Sie haben vor allem in schwierigen Situationen Probleme und können Fehler und Probleme häufig nicht korrekt erkennen.
  5. Übermäßig besorgte Fahrer – zu diesem Fahrtypus gehören vor allem ältere Menschen ab fünfzig Jahren. Sie sind selbstkritisch und lernbereit, gehen ihre Optionen aber vorsichtshalber lieber mehrmals durch.

Jedoch kann das eigene Fahrverhalten jederzeit positiv beeinflusst werden, indem einige wichtige Tipps für den Stressabbau beherzigt werden. So sollte es etwa vermieden werden in persönlichen Formtiefs oder nach belastenden Situationen zu fahren. Abhilfe kann etwas Bewegung an der frischen Luft schaffen. Auf unnötige Ablenkungen wie Handy und Radio sollten insbesondere Fahranfänger verzichten, sofern sie sich noch unsicher fühlen und mehr Fahrpraxis gewinnen möchten. Bei längeren Strecken sind zudem regelmäßige Pausen wichtig, währenddessen können Atem- oder Entspannungsübungen zum Stressabbau durchgeführt werden. Auch eine gute Streckenplanung kann sich auszahlen – so kann ein Stau womöglich umfahren oder wenigstens mit ausreichend Zeit bewältigt werden. Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr sorgen bei Bedarf außerdem zusätzliche Fahrsicherheitstrainings.

Wer sich stattdessen von Stress und Wut am Steuer beherrschen lässt, muss im schlimmsten Fall mit ernsthaften Folgen rechnen. Unaufmerksamkeiten können sich auf der Straße schnell rächen und zu Auffahrunfällen oder gar Personenschäden führen. Dies kann mitunter sogar dazu führen, dass ein Fahrer ungewollt zum Geisterfahrer wird und auf der falschen Straßenseite unterwegs ist. Immerhin geben über ein Drittel der deutschen Autofahrer an, schon einmal in der falschen Fahrtrichtung unterwegs gewesen zu sein. Die Gründe dafür sind entweder schlechte Ortskenntnisse (66 Prozent), Ablenkung und Unaufmerksamkeit (42 Prozent) oder schlechte Sicht und Dunkelheit (25 Prozent). Knapp 3000 solcher Fälle werden jährlich in Deutschland verzeichnet und können vor allem bei hohem Tempo zu einer großen Gefahr werden.

Aggressionspotenzial in München

Wie häufig Beleidigungen und sogar Attacken im Straßenverkehr Münchens vorkommen, hat die Polizei beispielsweise im Jahr 2012 bekanntgegeben. Im Gespräch mit der Abendzeitung München gab Polizeivizepräsident Robert Kopp zu bedenken, dass es mit 2620 Aggressionsdelikten den höchsten Stand seit zehn Jahren gäbe. Umgerechnet ergibt das sieben Situationen täglich, in denen sich die Münchner auf der Straße streiten und Schlimmeres. Aufgeschlüsselt ergibt sich daraus folgendes Bild:

  • 1100 Beleidigungen
  • 431 Körperverletzungen
  • 226 Sachbeschädigungen

Besonders gefährdet sind laut Kopp übrigens vor allem Senioren. Zwar liegt ihr Anteil in der Bevölkerung lediglich bei 18 Prozent, mit 28,6 Prozent sind sie jedoch überproportional häufig an Verkehrsunfällen beteiligt und zählen nicht selten zu den Verkehrstoten.

Teures Parkvergnügen in München

2013 testete der ADAC verschiedene Parkhäuser der Stadt nahe des Bahnhofs, die mit 2,50-3 Euro für die erste Parkstunde im guten Münchner Schnitt lagen. Eine Alternative zu den Parkhäusern stellen die Parkplätze am Strandrand dar, hier muss innerhalb des Altstadtrings tagsüber je angefangene 12 Minuten 50 Cent gezahlt werden. Abends und nachts kostet das Parken hingegen nur 20 Cent. Günstiger sieht es außerhalb des Stadtkerns aus, dort liegen die Kosten bei 20 Cent für einen Parkplatz und maximal sechs Euro pro Tag, zudem ist die Parkdauer anders als in vielen Teilen des Stadtkerns nicht begrenzt. Eine Erweiterung der Stellmöglichkeiten ist derzeit allerdings nicht geplant, vielmehr soll die vorhandene Anzahl an Stellplätzen zunächst stabil gehalten werden. Die insgesamt doch recht hohen Gebühren sollen nach Aussagen der Stadtplanung auch dazu dienen, den Verkehr in der Innenstadt zu regulieren und Autofahrer zumindest teilweise davon zu überzeugen, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Wie und wo in der Innenstadt geparkt werden kann, zeigt bei Bedarf der offizielle Innenstadtplan, der von der IHK München und Oberbayern, dem ADAC-Südbayern und CityPartner München herausgebracht und aktuell gehalten wird.

Neben den relativ hohen Kosten für das Parken kommt auf Autofahrer außerdem noch ein weiterer Kostenpunkt hinzu: denn seit 2012 wurde ein Teil Münchens zur Umweltzone erklärt. Seitdem darf innerhalb des Mittleren Rings nur noch mit grüner Plakette gefahren werden, verboten sind Fahrzeuge mit gelber, roter oder gar keiner Plakette. Wer gegen die Regelung verstößt, riskiert ein Bußgeld von 80 Euro.

Im Detail verhält es sich wie folgt: Der Mittlere Ring selbst darf zwar von allen Fahrzeugen befahren werden (auch mit gelber, roter oder fehlender Plakette) – wer jedoch von dort in die Umweltzone abfährt, muss mit einer grünen Plakette ausgestattet sein.

Dank einer Gesetzesänderung zum 1. Mai 2014 entfällt mittlerweile jedoch der zusätzliche Punkt in Flensburg. Die Plakette selbst ist in der Regel günstig erhältlich, dafür muss das Auto jedoch schadstoffarm sein – hier lohnt sich in jedem Fall die Investition von knapp 15€, um einem Bußgeld zu entgehen.

 

Bild 1: 86593344 - Munich Traffic© Michael Fleischmann

Bild 2-3: Word-Grafik

Bild 4: 84476170 - Two Drivers Arguing After Traffic Accident © Monkey Business