Modemetropole München: Trendsetter zwischen Tradition und Moderne

Der besondere Stil an der Isar
Die Modeszene in München schafft den Spagat zwischen traditioneller Trachtenkultur und modernen Styles. Bild: Fotolia, © T.Den_Team

Wer an Deutschlands Modemetropolen denkt, hat dabei vermutlich zunächst Städte wie Berlin oder Düsseldorf im Sinn. Dabei muss sich München keinesfalls verstecken – hat die Bayerische Hauptstadt doch schon lange eine eigene bedeutende Fashionszene. So behauptet sich München seit jeher mit seinem ganz eigenen Stil und spannenden Events.

Doch was genau macht die Stadt an der Isar in Sachen Mode anders und welche Besonderheiten hat sie zu bieten? Wir zeigen einen kleinen Einblick in die Modeszene Münchens.

Großen Namen der Branche aus München

1965 entstand in München das Modeunternehmen Etienne Aigner, bekannt vor allem für exklusive Lederwaren und andere Accessoires wie Schmuck oder Brillen. Charakteristisch ist das gerundete A als Logo, das viele Produkte des Labels ziert. Der Gründer, Etienne Aigner, der den Namen seit 1930 weltweit bekannt gemacht und ein Eigenregie Produkte gestaltet hatte, verkaufte die Marke 1965. Seither besteht das Unternehmen als AG und hat nichts von seinem besonderen Ruf als Hersteller für Mode und Accessoires im Luxussegment verloren und ist mit Shops auf der ganzen Welt vertreten.

Ein weiteres Traditionslabel mit internationaler Bedeutung wurde in den 1930er Jahren in München gegründet: Das Modeunternehmen Bogner. Willi Bogner Senior, damals 23 Jahre alt und aktiver Spitzenskispringer importierte zunächst Wintersportkleidung und ‑zubehör. Später wurde er selbst als Designer aktiv. Auch Maria Bogner, die Ehefrau des Seniors war als erfolgreiche Designerin im Unternehmen tätig.

Bis Ende der 90er Jahre wurden die Kollektionen noch im Bayerischen Eging und Garching produziert. Der Firmenhauptsitz befindet sich seit 1950 in Berg am Laim. Die Erfolgsgeschichte des Labels begann mit eignen Kollektionen im Bereich Wintersport und Skimode. Regelmäßig ist Bogner für die Ausstattung der entsprechenden deutschen Nationalteams zuständig. Heute steht das Label für hochwertige Herren- und Damenmode, sowie schicke Sportausrüstung und ‑bekleidung. Zudem vertreibt das Unternehmen eigene Accessoires und Lederwaren. 

2019 wurde die Fashion Week in Berlin von Bogner eröffnet. Das Label steht in besonderer Weise für deutsche Mode und zeigt, dass Fashion made in Munich alles andere als provinziell sein kann. 

Modeklassiker aus Bayern

Maria Bogner war es übrigens auch, die mit der Erfindung der sogenannten Keil- oder Steghose 1948 einen ganz neuen Hosentyp schuf. Das Kleidungsstück wurde dank innovativer, elastischer Stoffe und des charakteristischen Fersenstegs ein begehrtes Modell des Unternehmens. Der Steg sorgte bei sportlichen Aktivitäten für einen bequemen Sitz und verhindert das Hochrutschen der Hosenbeine.

Auch die farbenfrohen Parkas, die Maria Bogner entwarf wurden zum Kassenschlager und waren bald weltweit begehrt. Sie verstand es, Sportmode zugleich funktional aber auch trendig und zeitgemäß zu gestalten.

Ein weiteres modisches Novum, das in der Bayerischen Hauptstadt das Licht der Welt erblickte, ist die Caprihose. Zwischen 1945 und 1949 entwickelte die Münchner Modedesignerin Sonja de Lennart eine ganze „Capri-Kollektion“, die neben der berühmten Hose auch einen Rock, eine Bluse und Accessoires wie einen Hut und einen Gürtel umfasste.

Neu und aufregend war jedoch die besondere Zweidrittellänge. Der zusätzlich eingearbeitete Schlitz erlaub zudem das Hochkrempeln des Saums. Mit diesen Besonderheiten fand das Kleidungsstück schnell viele Fans. Wurden Hosen bislang von Frauen eher selten getragen, sorgte die elegante Caprihose hier für eine Trendwende. Bis heute hat sie mehrmals ein modisches Comeback gefeiert und ist nach wie vor ein Statement-Stück für modische, emanzipierte Frauen.

Style wird großgeschrieben

Die Beispiele zeigen, dass in München Trends nicht nur getragen, sondern schon immer auch selbst gemacht wurden. Wer sich in den Einkaufsstraßen der Isarmetropole umsieht, findet dort Niederlassungen und Shops von so gut wie allen international bedeutenden Fashion-Labels. Nicht ohne Grund, denn Glamour und hochwertige Mode sind hier besonders gefragt.

Lange Zeit war beispielsweise das Modehaus Marion Heinrich Deutschlands einzige Adresse, wo man Mode von Gucci direkt kaufen konnte. München ist für Einheimische und Besucher ein wichtiger Anlaufpunkt als Shopping‑Stadt.

Style, modische Outfits und passende Accessoires haben einen großen Stellenwert. Wer etwas auf sich hält und sich zum Flanieren in der Stadt schick macht, trägt hier gerne etwas mehr auf. Dabei präsentieren sich die Münchner mit außerordentlichem Stilbewusstsein. Vielleicht liegt dies auch an der Nähe zum modeaffinen Italien.

Klischees behaupten, dass sich die Münchner einfach nur gerne in hochpreisiger Designermode einkleiden, doch das wird ihnen nicht gerecht. Sie verstehen es, klassische Stücke mit kleinen Details und Accessoires zu etwas Besonderem zu machen:

Eine traditionell bestickte Ledertasche zum schlichten Trenchcoat, oder eine elegante Uhr, die beim Outfit für den letzten Glamour-Kick sorgt. Ein stilistisch passendes Exemplar darf am Handgelenk nicht fehlen. Sie beweisen das gewisse Gespür, stets das richtige Accessoire zu finden, das den Look perfekt abrundet. Und oft genug tauchen dabei traditionelle Muster oder typische Details der Region auf. Die Münchner zeigen also auch Heimatverbundenheit und tragen dies mit ihrer Kleiderwahl nach außen.

München und seine modischen Wurzeln

Was vor allem viele Menschen aus dem Ausland mit bayerischer Mode in Verbindung bringen ist eben diese besondere Trachtenkultur. Kein Wunder, denn das jährliche Oktoberfest ist der beste Werbeträger dafür, die charakteristischen Dirndln und Lederhosen weltweit bekannt zu machen.

Zwar sind diese beiden Kleidungsstücke – sinnbildlich für alles, was noch dazugehört – auch typisch für andere Regionen im alpenländischen Raum. Kenner wissen um die kleinen Unterschiede der Trachten und regional abweichenden Details. Dennoch sind in kaum einer anderen deutschen Stadt die Dirndl, Lodenjanker und Haferlschuhe noch heute so wichtig und omnipräsent im alltäglichen Straßenbild.

Die Trachtenmode bietet jedoch mit ihren vielfältigen Details auch eine riesige Bandbreite zur Gestaltung. Schürzen, Strümpfe, Taschen, Bänder und Gürtel oder auch Hüte – gerade die Accessoires bieten genügend Möglichkeiten, seinen individuellen Stil auszudrücken. 

Modische Ausbildung in München

Die deutsche Meisterschule für Mode ist eine Institution, deren Anfänge in den 1920er Jahren liegen. Sie war eine der ersten Schulen dieser Art, und war lange Zeit eine der wenigen Möglichkeiten für eine fundierte Ausbildung im Bereich Mode. Das traditionelle Erbe spielte immer eine große Rolle und so förderte die Schule die Weiterentwicklung des Trachtenstils.

Heute können dort neben dem Schwerpunkt Kommunikationsdesign die Grundlagen des Schneiderhandwerks erlernt werden. Zudem sind Ausbildungen im Bereich Modellistik oder Schnitt und Entwurf möglich. Einige Absolventen haben inzwischen selbst eigene kleinen Labels gegründet.

Die aktuelle Modeszene

Neben den großen, gutbesuchten Boutiquen in den zentralen Einkaufsstraßen haben sich in den letzten Jahren immer mehr kleine regionale Labels einen Namen gemacht. Hinter den Lokalmatadoren stecken kleine Start-Ups, junge Designer – etwa Absolventen der Modeschule – oder modeaffine Quereinsteiger. So sind in der Stadt zwischen den Geschäften der großen Marken auch immer mehr kleine Läden mit trendigen Styles vertreten.

Sie kreieren Shirts etwa mit frechen Sprüchen, die aus den bayerischen Dialekt stammen oder präsentieren ganz moderne Interpretationen der Trachtenmode mit ungewöhnlichen Materialien und Mustern. Alternativ finden traditionelle Stoffe wie Loden, Filz oder bestickte Textilien Anwendung für Stücke mit modernen Schnitten.

Wichtige Fachmessen in der Isarmetropole

Ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung Münchens als wichtige Modestadt sind die verschiedenen Fachmessen, die hier regelmäßig stattfinden.

  • Die „in fashion munich“ ist eine Ordermesse für Mode und Accessoires, die im Rahmen der Münchner Modewoche stattfindet.
  • Darüber hinaus gibt es Messen wie die „Munic Fabric Start“, bei denen innovative Materialien und Trends im Fokus liegen.
  • Halbjährlich kommt das Fachpublikum etwa zur „Supreme Women&Men“ an der Isar zusammen – eine wichtige Ordermesse, auf der sich regelmäßig rund 750 verschiedene Labels präsentieren.
  • Die „Supreme Tracht&Country“ hat – wie der Titel es bereits vermuten lässt – seinen Schwerpunkt bei Trachten- und Landhausmode.
  • Weitere Themenmessen unter dem Label Supreme gibt es zu den Schwerpunkten Dessous und Bademoden (Supreme Body&Beach, Festtagsmode (Supreme Celebration) und Kindermode (Supreme Kids).

Eine besondere und einmalige Institution in der Großregion ist das MTC world of fashion Zentrum. Unter dem Dach können Labels etwa temporäre Showrooms anmieten und dauerhaft präsentieren dort über 200 internationale Modemarken ihre aktuellen Kollektionen für das Fachpublikum. So ist das Zentrum eine wichtige Anlaufstelle für die Textilbranche in Süddeutschland und für die angrenzenden Länder im Süden und Osten. Von dort aus wird der ganz eigene Münchner Schick hinaus in die Modewelt getragen.

 

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