Brexit-Aktuell: Großbritannien kehrt Europa den Rücken

Großbritannien hat abgestimmt - Die EU ist schockiert!

Eine knappe Mehrheit der Briten hat bei dem historischen Brexit-Referendum für einen Ausstieg aus der Europäischen Union gestimmt. 

Am Freitagmorgen war der Vorsprung des Brexit-Lagers mit insgesamt 16,8 Millionen Stimmen uneinholbar. Das prozentuale Verhältnis war 52 zu 48 zugunsten der EU-Gegner. 

Das Ergebnis ist eine schwere Schlappe für den konservativen Premierminister David Cameron, der vehement für einen Verbleib in der bei vielen Briten verhassten EU geworben hatte. Seine politische Zukunft ist offen. 

Der angestrebte Brexit stürzt die EU in die wohl schwerste Krise ihrer Geschichte. Viele europäische Politiker hatten die Briten vor einem Austritt gewarnt. EU-Politiker befürchten, dass ein Brexit Austrittswünsche in anderen Ländern beflügelt.

 

Erste Folgen des Brexit

  • Die britische Währung fiel unter 1,33 Dollar, der tiefste Stand seit 1985 und der Euro gab deutlich nach. 
  • An den Aktienmärkten in Asien ging es stark nach unten. In Europa werden ebenfalls heftige Verluste erwartet. So wird der Dax mit einem deutlichen Abschlag von mehr als 6 Prozent erwartet.
  • Sichere Häfen wie Gold und Staatsanleihen sind gefragt.
  • Die Börsen in London werden aktuell mit einem Abschlag von 8 Prozent
    erwartet. Dabei dürften vor allem die Großbanken unter die Räder
    kommen - so verloren die in Hongkong notierten Großbanken HSBC und
    Standard Chartered zweistellig.
  • Der Dax fiel im frühen Handel um 8,00 Prozent auf 9436,92 Punkte. Zwischenzeitlich hatte der deutsche Leitindex sogar 10 Prozent verloren.


"Alle sind falsch positioniert", sagte ein Börsianer am frühen Morgen. "Keiner hat damit gerechnet, dass die Briten wirklich austreten. Jetzt gibt es immensen Absicherungsbedarf."

 

Cameron kündigt Rücktritt an

Der britische Premierminister David Cameron hat seinen Rücktritt für Oktober angekündigt. Er zog damit die Konsequenzen aus seiner Niederlage beim EU-Referendum für einen Brexit.

 

Bayerische Wirtschaft fordert EU-Reform

Die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft fordert eine grundlegende Reform der Europäischen Union. "Statt neue Vorschriften im Bereich Arbeit und Soziales zu erlassen, brauchen wir in der Flüchtlingspolitik ein gemeinsames europäisches Handeln. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt ist ohne Abstriche umzusetzen", sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Die EU müsse "die Ursachen für Austritts-Bestrebungen bekämpfen". Dazu gehöre, "streng nach dem Subsidiaritätsprinzip zu
handeln".

 

Unsicherheit für rund 400.000 Arbeitnehmer in Großbritanien

Die deutsche Industrie rechnet mit "harten und unmittelbaren" Einschnitten im Handel mit Großbritannien. "Wir erwarten in den kommenden Monaten einen deutlichen Rückgang des Geschäfts mit den Briten. Neue deutsche Direktinvestitionen auf der Insel sind kaum zu erwarten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Markus Kerber, am Freitagmorgen.

Fast 400 000 Menschen arbeiten im Vereinigten Königreich in Niederlassungen deutscher
Unternehmen. "Die Beschäftigten stehen vor unsicheren Zeiten", sagte Kerber. Besonders betroffen vom Brexit seien wohl die Branchen Auto, Energie, Telekom, Elektronik, Metall, Einzelhandel und Finanzen. Die Überschrift für die kommenden Austrittsverhandlungen müsse "maximale Schadensbegrenzung" lauten. 

 

Restliche 27 Staaten wollen zusammenhalten

Nach dem Brexit-Votum der Briten wollen die übrigen 27 EU-Staaten zusammenhalten. "Wir sind entschlossen, unsere Einheit zu 27 zu bewahren", sagte EU-Gipfelchef Donald Tusk in Brüssel.

 

Finanzmärkten droht nach Brexit-Schock ein "Black Friday"

Damit hatte zuletzt kaum noch ein Anleger gerechnet: Die Briten haben für einen Austritt aus der EU gestimmt. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten sind entsprechend gewaltig. Aktien brechen ein, die Anleger flüchten sich in sogenannte sichere Häfen.

Reaktionen: EU-Konservative fordern schnellen Ausstieg

Die Konservativen und Christdemokraten im Europaparlament haben nach dem historischen Brexit-Votum einen schnellen Ausstieg Großbritanniens aus der EU gefordert. "Wenn die Briten raus wollen, dann müssen sie raus, und das muss schnell
passieren", sagte der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU), am Freitag im Brüsseler EU-Parlament. Dort trafen führende Parlamentarier zu Krisenberatungen zusammen. Man brauche keine weiteren Unsicherheiten in der Europäischen Union.