Fotolocations rund um München: Motive mit morbidem Charme, Geschichte oder Romantikflair

Das Isartor, das Hofbräuhaus, die Liebfrauenkirche oder das Münchener Rathaus. Dies sind nur einige der Plätze, die München architektonisch und geschichtlich ausmachen. Obwohl der Marienplatz immer wieder einen Blick wert ist – nicht zuletzt zur Weihnachtszeit, denn die Glühweinbuden und der Weihnachtsbaum sind schon aufgestellt. Doch Hobbyfotografen – ob Münchener oder nicht – sind oft nach anderen und vor allem ganz speziellen Motiven aus. Wie nach den Lost Places, die fernab der Stadt hinter Gebüsch oder Mauern liegen. Aber wo finden sich Orte, die zwar oft verlassen sind, aber dennoch einen romantischen oder ab und zu auch einen morbiden Charme besitzen? Nachfolgend ein paar Locations, die einen oder mehrere Knipser wert sind.

Eine lange Burg mit Geschichte

Wer auf die Spuren von ehemaligen Burgherren gehen möchte, kann dies in der Burg in Burghausen tun. Diese findet sich etwas abseits von München. Mit dem Auto dauert es circa anderthalb Stunden bis zur Burg, die mit ungefähr 1051 Metern als eine der längsten Burgen der Welt gilt. Zu finden ist die Burg über dem Ort Burghausen, nahe der österreichischen Grenze.

Die Burganlage besteht aus fünf Höfen, die einst durch Gräber und Toranlagen gesichert waren. Seit dem Jahr 1255 wurde die Burg als Zweitresidenz der niederbayerischen Herzöge errichtet. Später baute Herzog Georg der Reiche die Burg zur stärksten Festung des Landes aus. Besichtigt werden können im Fürstenbau die ehemaligen herzoglichen Wohnräume sowie die Burgkapelle.

Die Anlage ist bis heute von größtenteils intakten Mauern umringt und bildet sich aus den verschiedenen Wehrmauern, Toren, Türmen und den ehemaligen Wohnbauten der Herzoge, Handwerker und Hofbeamten.

Foto- und Filmaufnahmen sind im Burgmuseum sowie auf der Außenanlage erlaubt. Wer die Burg im stimmungsvollen Licht abfotografieren möchte, kann dies während eines Bummels über das Burggelände vom 9. Bis zum 11. Dezember tun. Denn dann findet dort die „Burghauser Burgweihnacht“ statt. Im festlichen Glanz erstrahlt die Burg freitags von 15 bis 21 Uhr und samstags sowie sonntags von 13 bis 21 Uhr. Dabei herrscht im Gegensatz zur Beleuchtung von Mietwohnungen kein Weihnachtsdeko-Verbot.

Alter Südfriedhof – Oase der Ruhe und Berühmtheiten 

Der alte Südfriedhof in München ist auch unter dem Namen Pestfriedhof bekannt. Der Friedhof befindet sich nur ein paar Minuten vom Sendlinger Tor entfernt. Mittlerweile finden darauf aber keine Bestattungen mehr statt. Im Jahr 1563 wurde der Friedhof von Herzog Albrecht V. angelegt.

Das Areal steht heute unter Denkmal- und Naturschutz. Die Grabsteine wurden zwischen den Jahren 2004 und 2007 restauriert und zudem die Stephanskirche saniert. Der Friedhof bildet eine sehenswerte Atmosphäre, die fotografisch festgehalten werden kann. Die Skulpturen und Tafeln spiegeln die Geschichte des Kleinods, welches als Oase der Ruhe unweit des belebten Münchens gilt, wieder. Der Friedhof bietet einige Fotomotive, zu denen nicht zuletzt die Gräber berühmter Persönlichkeiten gehören. So liegen dort unter anderem zwei erfolgreiche Baumeister im Königreich Bayern unter Ludwig I. – nämlich Friedrich von Gärtner und Leo von Klenze. Weitere Berühmtheiten, deren Namen auf den Gräbern zu finden sind, sind zum Beispiel Andreas Michael Dall´ Armi, der König Ludwig I. die Idee zum Oktoberfest gab, sowie Johann Conrad Develey, der Erfinder des süßen Senfs.

Jedoch soll der Friedhof anscheinend nicht nur Friedhof bleiben, sondern zum Freilichtmuseum werden. Die Planungen stecken aber noch in den Kinderschuhen. Zunächst hat die Stadt München eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Stadt prüft unter anderem, ob es möglich ist, auf dem Gelände ein Gebäude mit Toiletten und einer Infothek unterzubringen.

Alter S-Bahnhof: Ein ehemaliger Mittelpunkt des Olympiatrubels 

Der Bezirk Oberwiesenfeld, welcher sich auf die Gebiete der Stadtteile Milbertshofen-Am Hart, Schwabing-West und Neuhausen-Nymphenburg verteilt, bietet einen Lost Place, an dem in den Siebzigern noch reges Treiben und vor allem reges Fahren herrschte.

Am Rand des Olympiaparks befindet sich der ehemalige S-Bahnhof Olympiazentrum (Oberwiesenfeld), welcher im Jahr 1972 im Zuge der Olympischen Spiele entstand. Der Bahnhof ist nicht nur aufgrund seiner Geschichte als Bahnhof, der den Besuchern der Sommerspiele kurze Wege zwischen ihren Unterkünften und dem Austragungsort ermöglichte, bekannt. Besonders ist der Bahnhof zudem, weil es im Großraum München kaum stillgelegte Bahnhöfe gibt und auf dem Gelände weitestgehend noch alle Anlagen vorhanden sind. Die Endstation am Olympiastadion in München, ist ebenso ein sehenswerter Lost-Place, dessen Charme Graffitis und Wildwuchs ausmachen.

Schloss Nymphenburg

Ein Foto wert ist auch das Schloss Nymphenburg, das sich westlich von München im Bezirk Neuhausen-Nymphenburg befindet. Das Schloss ist umgeben von einer großen Parkanlage und mehreren Parkburgen. Europaweit gehört das Schloss zu den größten Königschlössern.

Anfangs war das heute prunkvolle Schloss noch eine kleinere Sommerresidenz mit angeschlossenem Garten, welche der bayerische Kurfürst Ferdinand Maria erschuf. Zur heutigen Barockanlage wurden Schloss und Parkanlage erst um das Jahr 1715. Zwei Auffahrtsalleen weisen den Weg zum Schloss, das etwa 500 Meter breit ist. Zwischen den Alleen befindet sich der Nymphenburger Kanal, auf dem sich im Sommer die Schwäne tummeln und in der kalten Jahreszeit Eisschützen ihre Stöcke schwingen. Ein Foto wert sind in jedem Fall der verwunschene Schlosspark und die umliegenden prunkvollen Lustschlösschen.

Vom 1. April bis Mitte Oktober werden auf dem Schlosskanal Gondelfahrten angeboten. Die Fahrten können neben dem Wasser für ein romantisches Fotomotiv mit dem Barockschloss im Hintergrund sowie von der Gondel aus für eine andere Fotoperspektive sorgen. Die Gondelfahrt dauert 30 Minuten und kostet 15 Euro.

Das Reich des Hellsehers Timofei

Der orthodoxe Russe Timofei Wassiljewitsch Prochorow kam im Jahr 1952 nach München. Der Einsiedler baute sich gemeinsam mit seiner Frau ein Leben in der Hauptstadt auf. Er lebte im heutigen Olympiapark und baute neben zwei Wohnhäusern, eine Kapelle und eine Kirche als Friedenszeichen zwischen Ost und West. Einige Münchener glaubten zu dieser Zeit, dass Timofei über hellseherische Fähigkeiten verfügte.

Als seine schwarz gebaute Unterkunft vor den Olympischen Spielen weichen sollte, um die Austragungsstätten zu bauen, gab es Proteste aus der Bevölkerung. So durfte dem Mann, über den es so manch eine wundersame Geschichte gibt, bleiben, bis er schließlich im Jahr 2004 mit 110 Jahren verstarb. Bilder von der Anlage mit ganz spezieller Geschichte können im Olympiapark (Spiridon-Louis-Ring 100) täglich von 10 bis 16 Uhr gemacht werden.

Bunte Bilder vom Schlachthof

Auch der Münchener Schlachthof an der Tumblinger- und Zenettistraße lohnt einen Besuch mit dem Fotoapparat. Das Gelände liegt in der Nähe des U-Bahnhofs Poccistraße. Schon lange erfüllt der Schlachthof nicht mehr seinen eigentlichen Zweck. Überwiegend wird das Gelände nun für Kulturveranstaltungen oder Partys genutzt. Auf dem ehemaligen Schlachthof findet zur Weihnachtszeit zudem ein Christkindlmarkt statt.

Die Außenwände des Schlachthofes werden häufig für Kunstwerke genutzt. Die Wände sind bunt verziert mit Graffitis und abstrakter Kunst. Die bunten Münchener Mauern des Schlachthofs sind bekannt und dienen häufig als Fotomotiv.

Sich und die Lost Places im besten Licht fotografieren

Bevor es los zu den verlassenen, romantischen oder geschichtsträchtigen Orten rund um München geht, ist die Foto-Tour natürlich vorzubereiten. So wird gewährleistet, dass das Motiv im besten Licht dasteht. Neben der Motivwahl sind vorab zudem Faktoren, wie Wetter, Tageszeit und Sonnenstand zu beachten. Denn diese Faktoren bestimmen neben einer guten Kamera, die Qualität des Bildes. Soll auf dem Bild nicht nur der Lost Place, sondern zudem eine Person in Szene gesetzt werden, sollten bei der Vorbereitung der Foto-Tour Tipps für Portraitaufnahmen beachtet werden. Denn unter die Portraitaufnahmen fallen nicht nur Bilder vom Kopf, sondern prinzipiell Bilder, auf denen Menschen zu sehen sind. Damit die Outdoor-Bilder später gut zur Geltung kommen und die Qualität des Fotos stimmt, sollten Aufnahmen draußen morgens, nachmittags oder abends stattfinden. Denn dann sind die Lichtverhältnisse am besten.

 

 

Bilder:

Abbildung 1: © lovegtr35 – Fotolia.com (#122640615)

Abbildung 2: © Andy Ilmberger – Fotolia.com (#84090161)

Abbildung 3 © Andy Ilmberger – Fotolia.com (#77017191)

Abbildung 4: © franke182 – Fotolia.com (#77925505)