Diskussion um Airport-Express

Die Debatte über eine Expressverbindung zum Flughafen im Erdinger Moos nimmt wieder Fahrt auf.
Anfang 2016 sollen die Vorschläge neu auf den Tisch: Es geht darum, wie man das unzureichende Schienennetz im Norden Münchens ausbauen kann, und es geht – wieder einmal – um den Airport-Express, der seit Jahren ein Zankapfel im Stadtrat ist. Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung hat der alte Plan, den Express provisorisch über die Route der S1 zu führen, derzeit in der Diskussion die Nase vorn.

Seit sich die Landesregierung mit den Planungen zum Transrapid vor allem wegen explodierender Kosten die Finger verbrannt hatte, haben zahlreiche Politiker das Problem auf die lange Bank geschoben. Nun kommt nach einer langen Funkstille erstmals wieder Bewegung in die Diskussion um eine Expressverbindung zwischen dem Münchner Flughafen und dem Hauptbahnhof der Metropole. Darüber, dass das derzeitige Nahverkehrsnetz unzureichend ist, herrscht weitgehend Einigkeit. Michael Kerkloh, Geschäftsführer der Flughafen München GmbH, fordert schon lange die Einführung einer Flughafen-Expresslinie. Komfortable Züge mit größeren Abteilen und mehr Platz für Gepäck sähe er aber wesentlich lieber als eine Nutzung normaler S-Bahnen.  

Alte Ideen mit bekannten Schwächen

Eine Expressverbindung auf der Strecke der S1 wurde schon vor Jahren kontrovers diskutiert. Der große Vorteil dieser Lösung sind die relativ geringen Kosten. Weil die Trasse zum Flughafen sehr eng ist, müssten Fahrgäste aber voraussichtlich immer noch mit einer Reisezeit von ungefähr einer halben Stunde rechnen. Der CSU-Politiker Otto Wiesheu hielt deshalb während seiner Amtszeit als bayerischer Verkehrsminister recht wenig von dem Vorschlag. Um die Fahrtzeiten zu verkürzen, wären zusätzliche Gleise auf der Strecke nötig.

Dennoch findet das Vorhaben neuen Zuspruch. Die Unterstützer sehen darin die einzige realistische Chance, kurz- und mittelfristig eine schnellere Zugverbindung zwischen Bahnhof und Flughafen zu bekommen. Als langfristige Option scheint dagegen der ohnehin geplante Ausbau der S8 vielversprechender. Über diese Route ließe sich der Flughafen in 20 Minuten erreichen – Voraussetzung ist allerdings eine zweite Stammstrecke zur Auslastung der Tunnel, was mit einem weitaus größeren Kostenaufwand verbunden ist.  

Widerstand gegen den S1-Express unter den Anwohnern

Auch die Anwohner im Münchner Norden zeigten sich in der Vergangenheit wenig begeistert vom S1-Express – und protestierten heftig gegen die Überlastung des Nahverkehrs. Wie jeder weiß, ist die bayerische Landeshauptstadt mit ihrem attraktiven Arbeitsmarkt der größte Anziehungspunkt für Berufspendler in der Region. Eine höhere Auslastung der S1 würde die täglichen Stauprobleme zur Rush Hour weiter verschärfen: Schätzungen zufolge wären würden die Bahnschranken zu den Stoßzeiten ganze 45 Minuten pro Stunde geschlossen bleiben. Für die Anwohner sind diese Aussichten inakzeptabel. Außerdem fürchten sie, dass sich die Übergangslösung im Handumdrehen zum Dauerzustand entwickeln könnte. Schon 2009 sammelten Bundestagsabgeordnete daher Unterschriften gegen die Pläne für Expresszüge auf der Route der S1. Ob der Vorschlag im zweiten Anlauf auf weniger Gegenwind stößt, bleibt fraglich.

 

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