"Ingwer-Prozess"gestartet: Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung vor Gericht

Update: 11:10 Uhr

Die Verteidiger des wegen Steuerhinterziehung angeklagten Star-Kochs Alfons Schuhbeck sehen in den Vorwürfen gegen ihren Mandanten "Zweifel und Ungereimtheiten". Das sagte Schuhbecks Anwalt Sascha König am Mittwoch vor dem Landgericht München I.

"Möglicherweise stellt sich hierbei am Ende des Verfahrens heraus, dass Herr Schuhbeck nicht Täter, sondern selbst Opfer ist, weil nicht nur der Fiskus, sondern zuvorderst er betrogen wurde."

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73 Jahre alten Schuhbeck vor, unter anderem mithilfe eines Computerprogramms Einnahmen am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben. Insgesamt geht es um mehr als 2,3 Millionen Euro Steuern, die Schuhbeck so zwischen 2009 und 2016 in 25 Fällen hinterzogen haben soll.

Mitangeklagter legt Geständnis ab

Der Mann, der dieses Programm nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft entwickelt haben soll, steht gemeinsam mit Schuhbeck vor Gericht. Ihm wird Beihilfe zur Steuerhinterziehung vorgeworfen. Er räumte die Vorwürfe zu Beginn des Prozesses ein und legte über seine Anwältin ein Geständnis ab. Er gab an, Schuhbeck habe ihn beauftragt, das Tool zu entwickeln. Er habe dies getan, weil er in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis zu ihm gestanden habe.

Dass Einnahmen gelöscht und so Steuern hinterzogen wurden, bestreiten Schuhbecks Anwälte nicht. Sie betonen aber, dass es weder Indizien noch Beweise dafür vorlägen, dass der Gastronom selbst in die Kasse gegriffen hat. Außerdem hätten die Ermittler keine Antwort darauf, wo die Millionen in bar geblieben sein sollen, um die Schuhbeck seine Einnahmen verkürzt haben soll.

Schuhbeck erschien am Mittwochmorgen in weißem Hemd und dunkelblauem Sakko. Er selbst bestätigte nur seinen Namen, Beruf und die Namen seiner Eltern, äußerte sich ansonsten aber nicht.

 

Erstmeldung: 05.10.2022, 08:05 Uhr

Am Landgericht München I beginnt an diesem Mittwoch der Prozess gegen den Star-Koch Alfons Schuhbeck. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor.

In dem sogenannten "Ingwer-Prozess" um Schuhbeck soll es um zwei Millionen Euro Steuerhinterziehung gehen. Bis zum 22. Dezember sind 18 Verhandlungstage für den Prozess angesetzt. Einem Mitangeklagten wird Beihilfe vorgeworfen, wenn sich die Vorwürfe bestätigen, ist eine Gefängnisstrafe für den Star-Koch nicht ausgeschlossen.

Spezielle Software 

Alfons Schuhbeck soll unter anderem über eine spezielle Software die Einnahmen aus seinen Restaurants nachträglich verringert haben. In 25 Fällen hat die Staatsanwaltschaft ihn wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Verhandelt wird in dem Gerichtssaal, wo vor acht Jahren Uli Hoeneß wegen Steuerhinterziehung verurteilt wurde. 

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) in Karlsruhe aus dem Jahr 2012 droht schon ab einer Summe von einer Million Euro in der Regel eine Haftstrafe ohne Bewährung. Sollte Schuhbeck für die angeklagten Taten verurteilt werden, ist das Gefängnis eine realistische Option für den 73-Jährigen.

Keine Äußerung von Schuhbeck 

Als die Ermittlungen gegen ihn vor drei Jahren bekannt wurden, hatte Schuhbeck noch gesagt: "Ich werde sehr eng und sehr offen mit den Behörden zusammenarbeiten, um alle Vorwürfe zu entkräften. "Er stehe den Behörden in allen Fragen Rede und Antwort". Kurz vor dem Start des Prozesses wollten sich aber weder Schuhbeck noch seine Anwälte auf Anfrage zu dem Verfahren äußern.

Die Justiz hat dem Prozess den Verfahrensnamen "Ingwer" gegeben - nach einer Lieblingszutat von Alfons Schuhbeck. Bis zum rechtskräftigen Abschluss des Verfahrens gilt die Unschuldsvermutung.

Für Schuhbeck dürfte der Prozess der Tiefpunkt seiner Karriere sein, in der er die Beatles und Charlie Chaplin bekochte, die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel und Queen Elizabeth II.

05.10.2022