"Badewannenmord" von Rottach-Egern: Freispruch nach 13 Jahren Haft

Foto: sakhorn/Shuttertstock.com

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Update – 07.07.2023

Das Landgericht München I hat den Angeklagten am Freitagvormittag (07.07.) freigesprochen. Manfred Genditzki saß somit über 13 Jahre unschuldig in Haft. Dem ehemaligen Hausmeister war vorgeworfen worden, eine 87-Jährige in ihrer Badewanne ertränkt zu haben. Erst vor wenigen Tagen hatte auch die Staatsanwaltschaft in dem Wiederaufnahmeverfahren den Freispruch für Genditzki gefordert. 

Laut des Justizministeriums stehen einer zu Unrecht inhaftierte Person 75 Euro Entschädigung pro Tag im Gefängnis zu. In Genditzkis Fall wären das insgesamt 368.400 Euro. 

 

Update – 03.07.2023

Im Wiederaufnahmeverfahren um den "Badewannenmord" hat nun sogar die Staatsanwaltschaft vor dem Münchner Landgericht I den Freispruch für den angeklagten Manfred Genditzki gefordert. Das Urteil wird am Freitag (07.07.) erwartet.

 

Erstmeldung – 26.04.2023

Vor dem Landgericht München I hat am Mittwochmorgen (26.04.) der Prozess um einen mutmaßlichen Justizskandal begonnen –  der "Badewannenmord" von Rottach-Egern wird neu aufgerollt. Die entscheidende Frage: Saß Manfred Genditzki 13 Jahre lang zu Unrecht in Haft für einen Mord, den es nie gegeben hat?

13 Jahre unschuldig im Gefängnis?

Genditzki war im August 2022 nach 4912 Tagen aus der Haft entlassen worden, weil es erhebliche Zweifel daran gibt, dass er den Mord, für den er vor mehr als 13 Jahren verurteilt wurde, tatsächlich begangen hat. Die Wiederaufnahme des Verfahrens wurde angeordnet.

Das Landgericht München II hatte den heute 62-Jährigen 2010 zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt, weil er nach Ansicht der damals zuständigen Kammer im Oktober 2008 eine 87 Jahre alte Bewohnerin des Hauses, in dem er als Hausmeister arbeitete, in ihrer Badewanne ertränkt hatte. 

Nachdem sein damaliger Verteidiger Revision eingelegt hatte, kam es auch in einem zweiten Prozess zum Schuldspruch. Seit 2012 war das Urteil rechtskräftig, seither kämpfte Genditzki für eine Wiederaufnahme seines Verfahrens, die schließlich im vergangenen Jahr bewilligt wurde. Neue Gutachten legen nahe, dass es sich womöglich eher um einen Unfall der alten Frau gehandelt haben könnte. 

Das Landgericht München hat 20 Verhandlungstage für den Prozess angesetzt.
 

News zum "Münchner Parkhausmord"  

Erst vor wenigen Tagen hatte der Fall um den "Münchner Parkhausmörder" Benedikt Toth Schlagzeilen gemacht, der sich möglicherweise ebenfalls als einer der größten bayerischen Justizskandale entpuppen könnte. Toth war im sogenannten "Parkhausmord" an seiner Tante Charlotte Böhringer verurteilt worden und verbrachte fast 17 Jahre in Haft. 

Bis gilt der Prozess als einer der umstrittensten, den es in München je gegeben hat. Beweise wurden nie vorgelegt, verurteilt wurde Toth auf Basis von Indizien.

Alles zu diesem Fall hört ihr auch im Gong 96.3 Podcast "Mordsgschichtn":

 

26.04.2023