Der internationale Tag der Handschrift

WhatsApp und Tablet statt Postkarte und Stift - stirbt die Handschrift aus?

Am 23. Januar ist der internationale Tag der Handschrift. Und wieder wird dieser Tag genutzt, um einen alarmierenden Blick auf dieses Thema zu werfen. Denn die Entwicklung an Schulen in Deutschland und aller Welt zeigt, dass die Handschrift immer mehr durch digitale Kommunikation via Mail und Messenger auf Smartphone und Tablet ersetzt wird. 

Wie gut können die Deutschen noch mit der Hand schreiben?

Tatsächlich nicht mehr zufriedenstellend gut. Und das fängt bereits in der Grundschule an. Laut der Nürnberger Bildungsforscherin Stephanie Müller können etwa 70 bis 80 Prozent der Grundschüler nicht mehr richtig mit der Hand schreiben. Dabei ist es aber sehr wichtig und hilfreich, wenn Kinder gut mit der Hand schreiben können, da sie dadurch bessere motorische Fähigkeiten haben. 

Momentan lernen deutsche Grundschüler in der Regel nacheinander zwei Schriften: Die Erstklässler beginnen mit der Druckschrift, die sie schon aus Kinderbüchern kennen. Im nächsten Schritt lernt die Mehrheit ab der zweiten Klasse eine Schreibschrift. Hier sind bei uns in Deutschland vier unterschiedliche verbreitet: die Lateinische Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift und die vereinfachte Ausgangsschrift. Sie unterscheiden sich durch die Form der Buchstaben, durch Schwünge und Deckstriche und durch Proportionen. Welche Schreibschrift unterrichtet wird, hängt vom Bundesland, der Schule, manchmal sogar nur vom Lehrer ab. Ziel der Schreibschrift ist es, dass die Kids nach der vierten Klasse eine flüssige Handschrift haben.

Der Grundschulverband wünscht sich, dass die Grundschüler nur noch eine Schrift lernen, um das zweistufige Schreibenlernen abzuschaffen, und zwar die Grundschrift. Sie ist eine nur leicht abgewandelte Druckschrift, in der die einzelnen Buchstaben weitgehend frei verbunden werden können, aber nicht müssen.
Sollte diese flächendeckende Regelung kommen, liegt sie allerdings noch in weiter Ferne, denn noch sehen fast alle Lehrpläne eine verbundene Ausgangsschrift vor.

Manche Länder haben die Handschrift schon abgeschafft:

In Sachen Handschrift ist Finnland ganz modern: hier setzen Schulen seit vergangenem Herbst bereits komplett auf Tablet und PC. Ähnliche Überlegungen oder Tests gibt es in den USA und in der Schweiz. Da vor allem skandinavische Länder in den Pisa Studien immer sehr gut abschneiden, scheint sich die Bundesregierung dies zum Vorbild zu nehmen: Ab 2017 sollen fünf Milliarden Euro für die Digitalisierung von Schulen ausgegeben werden. „Einmaleins und ABC nur noch mit PC“, heißt es dazu auf der Internetseite des Bundesbildungsministeriums.

Wird die Handschrift aussterben?

Es wird viel darüber diskutiert, welche Schrift nun die richtige ist oder ob gar alles nur noch digital stattfinden soll. Die Experten sind sich aber in einem einig: Die Handschrift ist nicht vom Aussterben bedroht. Laut Expertenmeinung erfülle sie viel zu wichtige Funktionen. Sie sei Ausdruck der Persönlichkeit und für die Entwicklung der eigenen Identität unverzichtbar. Und ein ebenfalls guter Grund: Die Handschrift brauche keinen Strom, nicht einmal Werkzeug oder Papier.
Die Handschrift wird zwar an Bedeutung verlieren, aber verloren gehen werde sie nicht. Und mit einer handschriftlichen Liebeserklärung kann keine Whatsapp mithalten.

Interessante Fakten:

  1. Die Deutschen schreiben in der Schule mit Füllfederhalter. Als Motivation gibts den Füller-Führerschein. In anderen Ländern sind Bleistifte oder Kugelschreiber Gang und Gäbe, in China beispielsweise der Kalligraphiestift oder -pinsel.
  2. Von Handgeschriebenes prägt man sich viel intensiver ein als Abgetipptes.
  3. Wer eine unleserliche Handschrift hat, ist intelligenter als Leute mit Schönschrift: Das Gehirn arbeitet angeblich viel schneller, so dass die Hand mit dem Schönschreiben nicht hinterherkommt.
  4. Die Handschrift verrät viele über deine Persönlichkeit. So wie bei der Körpersprache ist es auch mit der Handschrift. Die Handschriftdeutung nennt man auch Graphologie.  

Warum der 23. Januar?

Seinen Ursprung hat der Tag der Handschrift in den USA. Initiiert wurde er 1977 von der Writing Instrument Association (WIMA). Das Datum 23. Januar ist für die USA historisch bedeutsam: Es war der Geburtstag des Amerikaners John Hancock, der am 4. Juli 1776 als erster die amerikanische Unabhängigkeitserklärung unterzeichnete.