Industrieschnee in München

07.12.2016, 11:12

Heute morgen waren etliche Münchner sicherlich verwundert, als sie aus dem Fenster geschaut haben: Alles war weiß und hat geglitzert und sah aus wie Schnee. War es aber nicht - zumindest nicht im klassischen Sinn. Besonders im Norden und Westen von München gab es heute morgen so genannten Industrieschnee. ImPrinzip nichts anderes als Wasserdampf aus Kraftwerken, der aufsteigt, gefriert und als feiner Schnee wieder runterkommt. Optisch ist der auch kaum von echtem Schnee zu unterscheiden – er ist nur sehr viel feiner, klebriger und glitzert noch mehr.

Was ist Industrieschnee und wie entsteht er?

Für Industrieschnee braucht es eine sogenannte Inversionswetterlage. Das heißt: Die Luft am Boden ist feucht und kalt, und eine wärmere Luftschicht sitzt wie ein Deckel darüber. Der Wasserdampf aus den Schornsteinen der Industrie – oft aus Kraftwerken, wie im Fall des Industrieparks Höchst – bildet in der kalten Luft Wolken. Die Wassertröpfchen dieser Wolken hängen sich an feine Staubpartikel und rieseln als Schnee zu Boden – oft nur aus einer Höhe von 100 oder 200 Metern. Deshalb werden diese lokalen „Schneewolken“ auch nicht vom Radar der Wettervorhersage erfasst. „Richtige“ Schneewolken treiben oft in mehreren Tausend Metern Höhe. Eine Inversionswetterlage kann in Mitteleuropa von November bis Februar auftreten. 

Der Schnee ist feinkörniger als normaler Schnee, weil die Eiskristalle in nicht allzu großer Höhe entstehen und nicht genug Zeit haben, sich auszubilden. Deshalb haftet er auch an Flächen, an denen sich normalerweise kein Schnee absetzt, ähnlich dem Raureif.

Versicherungsthematik bei einem Unfall mit Industrieschnee:

Sascha Straub, Finanzjurist bei der Verbraucherzentrale Bayern:

Grundsätzlich ist Industrieschnee erst einmal Schnee. Da gelten natürlich auch alle Sorgfaltspflichten, die bei entsprechender Wetterlage immer gelten. Aufgrund des Industrieschnees, der ja von einer Fabrik stammen muss, kommt es zu einem Sturz oder Unfall - Dann ist hier das Verursacherprinzips gefragt. Das bedeutet: Der Ursacher, in dem Fall eine entsprechende Fabrik, die aufgrund der Zusammensetzung des Industrieschnees ausfindig gemacht werden kann, würde dafür haften. Wenn es um Autounfälle geht, hat man ja eine Kfz-Haftpflichtversicherung und die zahlt erstmal dem Geschädigten. Würde sich dann aber aus eigenem Interesse an den Verusacher melden, so dass die Geschädigten erstmal nicht ohne Entschädigung ausgehen. In Einzelfällen kann es schwierig werden. Insbesondere dann, wenn nicht ganz klar ist, wo denn der Industrieschnee hergekommen ist.

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