Eichhörnchen aus Kanaldeckel befreit

07.12.2016, 13:12

Über 1 Stunde dauerte die Rettung eines Eichhörnchens in der Perlacher Straße. Das Tier wollte durch die runde Öffnung eines Kanaldeckels und blieb stecken. Die von Anwohnern alarmierte Tierrettung versuchte mit Olivenöl, das Eichhörnchen zu befreien. Erst nach mehreren Versuchen gelang dies und das total erschöpfte Tier wurde in einer Decke gewärmt und mit Zuckerlösung aufgepäppelt.

Es war ein ganz besonderer Notfall, zudem die Tierrettung am Freitag gerufen wurde: Eine Anruferin aus Giesing hatte von einem Eichhörnchen gesprochen, das sich in einem Kanaldeckel verfangen habe und weder vor noch zurück könne. Die Wildtierassistentin der Tierrettung, Franziska Baur, welche sich gerade bei einem anderen Einsatz befand, riet zunächst zur Erste-Hilfe-Maßnahme „Pflanzenöl“, um dem Tier ein eigenständiges Herausklettern zu ermöglichen. Doch vergeblich. Das Tier steckte zu fest.

Bei der Ankunft der Wildtierassistentin am Einsatzort in der Perlacher Straße zeigte das junge Eichhörnchen bereits starke Unterkühlungen. Es wirkte kraftlos. Seine Vorderkrallen waren durch die verzweifelten Befreiungsversuche stark abgewetzt. Mit dicken Handschuhen und viel Pflanzenöl versuchte die Wildtierassistentin das arme Tier aus seiner misslichen Lage zu befreien. Die Lage schien aussichtslos  - zumal das Eichhörnchen auch nicht nach oben hinauskonnte, da seine Hüfte für das kleine Loch zu breit war. Folglich musste das Köpfchen nach unten durchrutschen. Mit vereinten Kräften gelang es der Anruferin und unserer Wildtierassistentin den schweren, gusseisernen Kanaldeckel um etwa zehn Zentimeter zu bewegen, um so das Tier von unten greifen und befreien zu können. Jedoch erwiesen sich auch diese Mühen zunächst als vergeblich.  Die Lage erschien weiterhin hoffnungslos. Nach einem weiteren Anlauf konnten die kleinen Pfoten des Tieres  schließlich nacheinander langsam und mit viel Geduld durch das Loch geschoben werden. Endlich - nach einer guten Stunde – rutschte schließlich das kleine Köpfchen des Eichhörnchens nach unten durch.

Mit großer Erleichterung wurde das völlig erschöpfte Männchen in ein kuscheliges, warmes Handtuch gewickelt, oral mit Glucose versorgt und direkt in die Auffangstation des Vereins Eichhörnchen Schutz e.V. von Sabine Gallenberger nach Trudering gebracht.

Wie das Tier letztendlich in solch eine missliche Lage gekommen war, aus welcher es sich selbst nicht mehr befreien konnte, ist unklar. Jedoch komme so etwas laut Gallenberger häufiger vor. Deshalb werden diese Tiere auch nicht mehr im städtischen Gebiet ausgewildert, sondern in einem nahen Waldstück – ohne die Gefahr „Gullydeckel“, aber mit viel Wildnis zum Austoben.

Mittlerweile hat sich „Olivio“ - wie er liebevoll von Sabine Gallenberger getauft wurde - erholt und nascht schon seine ersten Weihnachtsnüsschen.

Die Gründerin und Vizepräsidentin, Stadträtin und Rechtsanwältin, Dr. Evelyne Menges dazu: „Leider hat Sabine Gallenberger recht: Solche Fälle häufen sich im Stadtgebiet. Wenn Eichhörnchen so etwas geschieht, sollten sie wegen ihres Schockzustandes – selbst wenn sie von Findern befreit werden können – auf keinen Fall sofort freigelassen werden. Sie brauchen dringend professionelle Hilfe, zum Beispiel in einer Auffangstation, um sich in Ruhe erholen zu können. Falls Sie ein solches  Tier im Kanaldeckel finden sollten, empfehle ich vorsichtig eine Decke über den Kopf des Tieres zu legen, damit es sich beruhigen kann und dann die Tierrettung zu alarmieren. Der Finder sollte sich, falls vorhanden, mit Handschuhen vor etwaigen Bissen schützen: Eichhörnchen können in Stresssituationen durchaus sehr aggressiv reagieren.“

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