Kabel vs. Funk

Welche Vorteile bringt Funk, wo lohnt sich eher der Einsatz von Kabeln?

In unserer durchdigitalisierten Welt dreht sich fast alles nur noch um Informationen:

Internet, TV, Musik und alle möglichen Daten werden tagtäglich millionenfach übertragen, versendet und ausgetauscht. Doch ob beim Kopfhörer des mp3-Players, dem Laptop auf dem heimischen Couchtisch oder der E-Gitarre im Proberaum.

Immer müssen die Signale irgendwie von einem Medium zum anderen übertragen werden, damit die Sache funktioniert. In den überwiegenden Fällen geschieht das entweder durch Funksignale oder über ein oder mehrere Kabel. Beide Varianten haben ihre Stärken und Schwächen. Doch welche Form ist eigentlich grundsätzlich und für was besser geeignet? Eine Antwort darauf will dieser Artikel liefern.

Oldschool und sicher: Das Kabel

Grau ist alle Theorie, in diesem Falle die des Kabels. Ganz nüchtern versteht sich darunter eine Kombination aus einem oder mehreren Leitern - den Adern, über die Energie oder Daten übertragen werden - und einer umhüllenden Isolation, sowohl um die einzelnen Adern, als auch um das Gesamtpaket.

Je nach Aufbau ist das mehr oder weniger steif und resistent gegen Umwelteinflüsse: In einem Stromkabel etwa, das später in der Wand verschwindet, finden sich drei dicke Adern aus Kupfer. Das macht ein solches Kabel zwar ziemlich steif, aber beweglich muss es ja auch nicht sein, weil es später in der Wand liegt. Würde man umgekehrt ein beliebiges Boxenkabel aufschneiden, fände sich darin ein ganzes Bündel haarfeiner Kupferdrähte – dadurch ist ein solches Kabel wesentlich flexibler und kann bis zu einem gewissen Grad bewegt werden, ohne dass es zu einem Bruch der Leiter kommt. 

Und selbst wenn das einmal passiert, dann finden sich im Kabel ja noch dutzende andere Leiter, die die Musiksignale zu den Boxen weitertransportieren. Im Kampf Kabel vs. Funk kann das Kabel auf die längere Geschichte zurückblicken: Schon die ersten elektrischen Lichter zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren damit angeschlossen.

Wie schon erwähnt kommt in den meisten Kabeln Kupfer zum Einsatz. Dieses Metall weist einerseits eine ziemlich gute elektrische Leitfähigkeit auf, liegt aber preislich noch in einem vertretbaren Rahmen – auch wenn Kupferkabel wegen des Metallwertes ziemlich häufig geklaut werden. Dort, wo es unabhängig von Kosten auf beste Signalqualität ankommt, werden auch die Edelmetalle Gold und Silber gerne verwendet. Beispielsweise weisen viele Heimkinosysteme vergoldete Anschlüsse auf, damit der Sound vom Verstärker so brillant wie möglich zu den Boxen gelangen kann.

Mittlerweile werden diese Kupferkabel aber auch in einigen Anwendungsbereichen durch Lichtwellenleiter ersetzt. Bei diesen bestehen die Adern nicht mehr aus Metall, sondern Glasfasern. Die Informationen werden nicht über elektrische Signale übertragen, sondern – vereinfacht ausgedrückt – in Form von kodierten Lichtblitzen.

Vorteile Kabel

Der große, wenn nicht größte Vorteil des Kabels ist seine beständige Verbindung: Zwei Geräte, die mittels Kabel verbunden sind, haben immer eine gleichbleibend hohe Übertragungsrate und –qualität. 

Solange das Kabel unbeschädigt ist, kann kaum etwas diese Verbindung stören. Das ist nicht nur eine Sicherheits- sondern auch Komfortfrage. Wohl jeder, der eine Satellitenschüssel auf dem Dach hat, die bei starkem Wind wackelte und das Fernsehprogramm störte, hat schon mal den Nachbarn mit Kabelfernsehen beneidet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in Zeiten des Datenschutzes ist jedoch tatsächlich die Sicherheit: Wirklich abhören kann ein Kabel nur der, der sich an einem Punkt des Kabels physisch einklinkt.

Wer etwa zuhause seine Internetverbindung zwischen Computer und Modem über eine Kabelverbindung sicherstellt, der kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass er an diesem Punkt schon mal keine Angriffsfläche für Hacker bietet – dazu müssten die ja das Kabel selbst anzapfen.

Nachteile Kabel

Allerdings ist die Kabel-Welt beileibe nicht nur rosarot: Vor allem die mangelnde Flexibilität des Kabels kann ein gewaltiger Nachteil sein. Mal eben den PC in einen anderen Raum verfrachten? Das wird schwierig, wenn dazu auch das LAN-Kabel verlängert und durch Wände geführt werden muss. Aus dem gleichen Grund wird es auch schwer, mehrere Teilnehmer an ein einziges Endgerät anzuschließen: Wer schon einmal ein Heimkino-System mit fünf Boxen und einem Subwoofer mit Kabeln angeschlossen hat, der weiß, was das für eine Arbeit sein kann. Und nicht zuletzt ist ein Kabel auch anfällig für physische Beschädigungen: Selbst das biegsamste Kopfhörerkabel wird irgendwann brechen, wenn es zu oft aufgerollt in der Hosentasche von Schlüsselbund und Co. malträtiert wurde. Und dann kann das Kabel selbst auch noch ein Sicherheitsrisiko sein: Wer schon mal im Proberaum mit dem Fuß in einem der dutzenden Kabel von Instrumenten und Mikrofronen festhing, kann ein Lied davon singen.

Flexibel und komfortabel: Funk

Textfeld: Das Radio macht sich den Vorteil des Funks zunutze, problemlos und mit großer Reichweite beliebigen Zuhörerzahlen zur Verfügung zu stehen.Auch bei dem, was wir landläufig als Funk, drahtlos oder WLAN bezeichnen, steckt knallharte Physik dahinter: 

Prinzipiell wird mit dem Wörtchen Funk die Methode verstanden, Signale mittels elektromagnetischer Wellen zu übertragen. Einfach ausgedrückt:

Ein Ausgangsgerät, etwa Radio Gong, schickt diese Wellen mit einer bestimmten Frequenz aus. Und jeder mit einem Empfangsgerät, das sich auf diese Frequenz einstellen lässt, kann diese Wellen – Signale – empfangen. Auf diese Weise kommt unsere Musik in euer Radio, das Social Network aufs Handy und das Fernsehprogramm via Satellit ins Wohnzimmer. Der erste, dem der Aufbau eines Funksenders gelang, war der italienische Nobelpreisträger Guglielmo Marconi im Jahr 1895.

Vorteile Funk

Funk ließe sich auch mit „Komfort“ übersetzen, denn hier liegt die größte Stärke dieses Prinzips: Um Daten zu übertragen, müssen weder Löcher gebohrt, noch Kabel gezogen werden. Wer mit dem Laptop vom Wohnzimmer in die Küche wechseln möchte, kann das dank WLAN ebenso tun wie ein Gitarrist, der beim Konzert mit Funksystem über die Bühne hechten will. 

Je nach Frequenz und Leistung des Senders werden die Signale über viele Kilometer übertragen und können sogar Ozeane überspannen. Gleichzeitig fällt es beim Funk auch unglaublich leicht, ohne Leistungsverlust weitere Empfänger zu integrieren – sie müssen ja nur auf die entsprechende Frequenz eingestellt werden. Und die Frequenzbereiche sind so vielfältig, dass sie sich für verschiedenste Anwendungen von der Kommunikation mit U-Booten bis hin zu drahtlosen Kopfhörern eignen (mehr dazu gibt’s hier). Auf diese Weise gibt es beispielsweise beim Radio keine Begrenzung für die Zuhörer: Selbst wenn jeder einzelne Münchener alle Radios seiner Wohnung auf die Frequenz von Gong einstellen würde, würde das Programm auf jedem Gerät mit der gleichen Qualität ankommen. Allerdings können sich all diese Vorteile, je nach Anwendungsbereich, auch komplett ins Gegenteil verkehren:

Nachteile Funk

Das passiert etwa dann, wenn zwar Daten komfortabel drahtlos übers WLAN übertragen werden sollen, aber sich eben nicht jeder im Mehrparteienhaus in das private Netzwerk einklinken soll: Wenn Funkübertragungen nur für einen bestimmten Personenkreis zugänglich sein sollen, bleibt im Privatbereich nur übrig, diese zu kodieren – etwa in Form des Passworts, das am Tablet eigegeben werden muss, bevor sich der Besitzer ins WLAN einloggen kann – zwar existieren Systeme wie Richtfunk, bei dem die Signale nur in eine Richtung abgestrahlt werden, jedoch haben diese im Privatbereich kaum eine Bedeutung. Je nach Frequenzbereich ist auch die Reichweite und Datenübertragungsrate eingeschränkt: Wer als Kind entsetzt feststellte, dass das ferngesteuerte Auto in einiger Entfernung plötzlich nicht mehr auf die Lenksignale der Fernsteuerung reagierte, hat das schon am eigenen Leib erfahren. Ein weiterer Nachteil: Funk kann versteckt zum Einsatz kommen: Ohne Kabel lässt sich ein Gespräch etwa mit einem versteckten Handy abhören und übertragen. Und dann ist Funken auch noch störanfällig: Bei Terrorlagen etwa kann die Polizei jeglichen Handyempfang in einem bestimmten Bereich durch Störsender lahmlegen. Aber es muss noch nicht einmal so gravierend sein, denn schon Wände können das Signal kräftig stören. Das zeigt sich beispielsweise bei Online-Games, wenn zwischen Eingabe am Rechner und Umsetzung im Spiel auf einmal mehrere Sekunden Verzögerung liegen, die Gamer zähneknirschend als „Lag“ verfluchen oder wenn das Autoradio bei einer Tunnelfahrt nur noch rauscht.

Und nicht zuletzt sind auch die Frequenzzahlen physikalisch begrenzt. Praktisch macht sich das zum Beispiel bei Leuten bemerkbar, die in Grenznähe wohnen und dort im Radio neben dem eigentlich gewünschten Sender im Hintergrund auch das Signal einer ausländischen Station hören können. Dennoch ist dies nur bei größeren Anwendungen ein Problem: Wer in einer Münchener Bar auf der Bühne ein Funkmikrofon benutzt, der kann sicher sein, dass ein anderer Sänger, der zeitgleich in Freising die haargenau gleiche Frequenz bei seiner Anlage verwendet, nicht plötzlich aus den Boxen schallt – hier verkehrt sich die begrenzte Reichweite des Funks zum Vorteil.  Jedoch kann Funk eines momentan noch nicht wirklich: Strom übertragen. Zwar experimentierte schon Ende des 19. Jahrhunderts der geniale Elektrophysiker Nikola Tesla damit, die praktischen Anwendungen beschränken sich heute aber auf kürzeste Distanzen und geringe Spannungen. Etwa beim kontaktlosen Aufladen von elektrischen Zahnbürsten.

Zusammenfassung: And the Winner is?

Wie bei den meisten anderen Dingen im Leben, so lässt sich auch die Frage „Kabel oder Funk?“ nur eingeschränkt mit einem tatsächlichen Sieger beantworten und nur nach der Zusatzfrage nach dem geplanten Einsatzbereich:

Grundsätzlich siegt das Kabel überall dort, wo es nicht auf Flexibilität, sondern dauerhaft sichere Verbindungen und höchste Übertragungsqualität ankommt. Die Gaming-PCs im E-Sports-Bereich sind ebenso über Kabel verbunden, wie die Backup-Connections von militärischen Kommunikationssystemen.

Kommt es jedoch darauf an, ohne „Hundeleine“ überall und jederzeit eine Verbindung zu haben, zu der auch vielleicht noch andere Empfänger Zugang bekommen sollen, dann führt kein Weg an einer Funkübertragung vorbei.   

Was nun im Band-Proberaum, dem heimischen Internet, beim Babyfone oder dem Fernsehempfang zum Einsatz kommen soll, muss jeder nach Abwägung dieser Vor- und Nachteile für sich entscheiden.

 

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