Großer Shitstorm: Familienministerium rät Kindern zu "Pubertätsblockern"

Nach Einwänden gegen einen Text über Pubertätsblocker auf dem Regenbogenportal der Bundesregierung beim Thema «Jung und trans-geschlechtlich» sind Veränderungen vorgenommen worden.

«Um Missverständnissen vorzubeugen, wurde der Text inzwischen so von der Redaktion angepasst, sodass eindeutig klar wird, dass ausschließlich Ärztinnen und Ärzte über die Notwendigkeit der Einnahme von Pubertätsblockern entscheiden», teilte am Donnerstag das Bundesfamilienministerium mit.

Was war passiert?

Auf dem Portal hatte es unter anderem geheißen: "Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? Dann kannst du Pubertätsblocker nehmen. (...) Diese Medikamente sorgen dafür, dass du nicht in die Pubertät kommst." Seit Donnerstag heißt es nun vorsichtiger: «Bist du noch sehr jung? Und bist du noch nicht in der Pubertät? So kannst du deinen Arzt/deine Ärztin fragen, ob dir Pubertätsblocker vielleicht helfen könnten.»

Das Ministerium betonte, der Beitrag zu Pubertätsblockern sei seit Jahren online. «Er informiert in altersgerechter, leichter Sprache, zu welchen Fragen sich betroffene Kinder, Jugendliche und Eltern beraten lassen sollten.»

Was sind Pubertätsblocker?

Pubertätsblocker seien Medikamente, «die nach sorgfältiger medizinischer Indikation auf Grundlage von wissenschaftlichen Leitlinien von Fachärztinnen und -ärzten verschrieben werden können. Die Bundesregierung empfiehlt nicht die Einnahme von Pubertätsblockern.» Ärzte informierten auch über Risiken und Nebenwirkungen. Im Mittelpunkt müsse die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen stehen.

Zu Pubertätsblockern heißt es auf dem Portal: «Diese Medikamente sorgen dafür, dass du nicht in die Pubertät kommst. Das heißt: Dein Körper entwickelt sich erst mal nicht weiter. Weder in Richtung Frau. Noch in Richtung Mann. So hast du mehr Zeit zum Nachdenken. Und du kannst in Ruhe überlegen: Welcher Körper passt zu mir?»

Mehr Aufmerksamkeit für Trans-Identität

Das Thema Trans-Identität erfährt in den letzten Monaten mehr Aufmerksamkeit. Das liegt auch daran, dass die Bundesregierung an einem Ersatz des über 40 Jahre alten Transsexuellengesetzes arbeitet, das von vielen Menschen als unzeitgemäß, diskriminierend und entwürdigend empfunden wird. Gutachten zur sexuellen Identität oder ein ärztliches Attest sollen künftig als Voraussetzung für eine Änderung des Geschlechtseintrags in Papieren und auch des Vornamens nicht mehr verlangt werden. Transmenschen fühlen sich dem Geschlecht, das ihnen bei Geburt zugeschrieben wurde, nicht zugehörig.

Am Donnerstag schrieb Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner  bei Twitter, dass das Regenbogenportal bearbeitet werde, sei «Beweis, dass die Art der Ansprache und Präsentation, der Umgang mit dem Thema doch nicht so angemessen ist». Zuvor hatte sie auch getwittert: «Das ist doch irre (...) Bundesregierung empfiehlt sehr jungen, unsicheren Menschen Pubertäts-Blocker.»

Die Website «Regenbogenportal» ging im Mai 2019 als "Wissensnetz des Bundesfamilienministeriums" online, es will mit Artikeln und Videos über geschlechtliche Vielfalt informieren. 

13.10.2022